Reinhard Döhl | Von Briefstellern, Briefen und anderen schriftlichen Lustbarkeiten. Briefe und Kommentare

[Vortrag/Lesung im Rahmen der Ausstellung "Korrespondenzen - 100 Jahre, 100 Briefe". 4.4.2001 Wilhelmspalais / Mörike-Kabinett, Stuttgart]

Es geht den Verantwortlichen der aktuellen Ausstellung "Korrespondenzen" um "die Kultur des Briefeschreibens im 20. Jahrhunderts" und damit auch um eine Kultur, deren Ende immer wieder beklagt wird. Die Begleitveranstaltungen wollen die Ausstellung und eine erste Präsentation auf zweifache Weise ergänzen. Einmal, indem sie zeigen, daß und wie der Brief des 20. Jahrhunderts in anderen Medien eine Rolle spielen kann. Ruprecht Skasa-Weiss wird am 18. April in seinem Beitrag "Wie kommt der Brief in den Film", demonstrieren, daß und warum es den Brief im Film, "Handy, e-mail und SMS zum Trotz", auch heute noch gibt, ja aus Gründen der Dramaturgie sogar geben muß. Bereits am 7. April zeichnet der Göttinger Verleger Thedel von Wallmoden anhand des Briefwechsel zwischen Anna Louisa Karsch und Johann Wilhelm Ludwig Gleim das Bild einer nicht nur für das 18. Jahrhundert in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Frau, die als die Karschin in die Literaturgeschichten eingegangen ist. Zwei Veranstaltungen, zu denen ich im Namen der Stadtbücherei herzlich einlade.

Mein Beitrag ist überschrieben "Von Briefstellern, Briefen und anderen schriftlichen Lustbarkeiten" und möchte vor dem Hintergrund von, kontrastierend zu Briefstellern, also jenen Büchern, aus denen man das Briefeschreiben lernen konnte, in einem Exkurs unterschiedliche Beispiele aus der Geschichte des Briefes vorstellen. Dabei konzentriere ich mich auf Briefe, die in irgendeiner Form mit Stuttgart zu tun haben. Auch um anzudeuten, daß sich eine innere Kulturgeschichte dieser Stadt durchaus in Form einer Briefanthologie schreiben ließe. Ich werden bei diesem Versuch mit Belegen aus dem 16./17. Jahrhundert beginnen, mich dann auf das 19. Jahrhundert konzentrieren und schließlich für die Gegenwart in Stichproben auch eingehen auf mail art, e-mail, Diskussionsforen und ihre mögliche produktive Nutzung für literarische Gemeinschaftsarbeiten auf dem normalen und elektronischen Postweg, womit ich schließlich bei den Stuttgarter Internet-Projekten und mit ihnen in der aktuellen Gegenwart ankomme.

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