Schwarzrotgold. 1848
Wie nun auf jedem Fürstenhaus
Die deutschen Fahnen lodern!
Die Farben geben sie heraus,
Wenn wir die Freiheit fodern.
Doch soll ihr schwarzrotgoldner Tand
Uns nimmermehr verderben -
Denn unser schwarzrotgoldnes Band,
Das wollen wir selber färben.
Der schwarze Streifen ist der Tod,
Der ist uns nicht erlassen;
Und unser Blut gibt Röslein rot,
Die blühen auf den Gassen.
Nur mit dem Röslein in der Hand
Darf um die Braut man werben -
Und unser schwarzrotgoldnes Band,
Das wollen wir selber färben.
Was ihr auch sagt, wir wissen's doch:
Nur eine Freiheit gibt es;
Und dies Gold muß dir werden noch,
O Deutschland, du geliebtes!
Die Thrönlein müssen in den Sand,
Die Krönlein stracks in Scherben -
Und unser schwarzrotgoldnes Band,
das wollen wir selber färben.
Was soll uns euer Farbenspiel
Mit seinen faulen Grenzen!
Der freie Mensch ist unser Ziel,
Soweit die Farben glänzen.
Hei! euer altes Machtgewand
Verfällt den neuen Erben -
Dann wollen wir ein Völkerband
In eitel Purpur färben.
Da liegen sie, Mann und Knabe,
Starr mit zerfetztem Leib;
Da kommen sie weinend und klagend,
Braut, Schwester, Bruder, Weib.
Da schauen Väter und Mütter
Die toten Söhne an -:
Herrgott! Und das hat ein König,
Ein deutscher König getan!
Viel tausend Stimmen drohen:
Der König muß herab;
Er salutiert die Toten
Und nimmt die Mütze ab.
Da bluten all aufs neue
Bei ihres Mörders Nahn,
Als sprächen sie: das hat ein König,
Ein deutscher König getan!
Und viele werden's sprechen,
Viel tausend fern und nah;
Die Völker werden rächen
Den Frevel, der geschah.
Auf Sturmesflügeln bricht sich
Durch Land und Länder Bahn
Der Zornesschrei: Das hat ein König,
Ein deutscher König getan!
Weh! Volk, vom eignen Blute
Sind deine Hände rot;
Der Bruder schlug den Bruder,
Weil es ein Fürst gebot.
Ein großes Grab soll alle
In seinen Schoß empfah’n;
Drauf schreibet: Das hat ein König,
Ein deutscher König getan!
Dies Grab, es wird zum Grabe
Der königlichen Macht;
Die Blut gesäet haben,
Die ernten eine Schlacht.
Im Blute wird ersticken
Der alten Treue Wahn:
Gottlob! und das hat ein König,
Ein deutscher König getan!
O deutsche Treu' und Redlichkeit!
Familienkrug der Fürsten,
Draus tun dem Volke sie Bescheid,
Wenn sie sein Gut verbürsten.
Aus unserm Honig ihren Met,
Den brau'n sie ohne Scheue;
Wir singen dann der Majestät
Das Lied von der deutschen Treue.
Geraten wir einmal in Wut
Und rütteln an der Kette,
Läßt unser Herr uns etwas Blut,
Sanft, mit dem Bajonette.
Geheilt sind wir vom Fieber schon,
Wir danken's ihm voll Reue
Und singen dann in höherm Ton
Das Lied von der deutschen Treue.
Der König winkt, wir sind bereit
Und waschen uns die Köpfe,
Und fressen voller Biederkeit
Uns auf bis auf die Zöpfe.
Die Wedel lassen wir zurück,
Als wie die beiden Leue:
Die wedeln noch den Takt, o Glück!
Zum Lied von der deutschen Treue.
Der König lehrt uns Politik
Ganz gnädig mit dem Kantschu,
Wir beugen selig das Genick
Und küssen ihm den Handschuh.
O gib uns einen Tritt dazu!
Daß unser Herz sich freue:
Solch schöne Strophe füge du
Zum Lied von der deutschen Treue.
Das treuste Vieh ist doch der Hund,
Man lenkt ihn ohne Zügel;
Und schlägt man ihm den Rücken wund,
So leckt er ab den Prügel.
Zuweilen wird er freilich wild,
Doch kriecht er stets aufs neue:
Hund! du prächtig Titelbild
Zum Lied von der deutschen Treue.
Ein Flüchtling bin ich ohne Dach und Land,
Zum fernen Westen ziehst du mit den Deinen;
Weit übers Weltmeer reich' ich dir die Hand -
Wird eine Heimat je uns wieder einen?