Im Großen Fahrzeug
Für Eugen Helmlé

Im Großen Fahrzeug hockt vorn auf den besten Plätzen
der junge Wißbegier mit langen roten Haaren
und ist mit Buddha fort ins Nirgendwo gefahren,
sich unterm Lebensrad sein dasein abzuschätzen.

Er neigt sein Haupt ins Buch. Er schweigt, wenn andre schwätzen,
läßt von den Sprachen sich genüßlich offenbaren,
was sie vor aller Welt in ihrem Leib bewahren -
und heimlich, ihm zulieb' in Wörter übersetzen.

Er nimmt sie sorgsam auf, packt sie in sein Gedächtnis:
Die Wörter sind sein Teil, sein Erbstück, sein Vermächtnis.
Er kommt im Hafen an, geht ungerührt vorüber,

braucht keinen Firlefanz, nicht Bade-, nicht Talarzeug,
ist krisen-, wetterfest, besteigt das Große Fahrzeug
und setzt im Doppelsinn zu neuen Ufern über.

Ludwig Harig





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