Es hat der Dichter und Antholog
Gepflückt gar manche
Blume;
Gar manche, die er selber
zog
Zur Lust sich und zum Ruhme;
Manch' andre auch, aus fremdem
Beet
Sinnig erlesen, - er versteht
Sich auf das Blumenlesen.
Das sind die Blumen mannigfalt,
Die fromme Dichter hüten!
Das sind im deutschen Dichterwald
Die Knospen und die Blüten;
Die las er aus zu Kranz
und Strauß,
Die trug er still ins deutsche
Haus,
Zu aller Deutschen Freude.
Er selber doch blieb freudeleer,
Keine Ruh' war ihm beschieden;
Er irrte hin, er irrte her,
Und hatte keinen Frieden:
"O ihr Blumen rings der
Dichterflur,
Hätt' ich sonst eine
einz'ge Blume nur -
Die Blume treuer Liebe!"
Er ging ihr nach auf Alp
und Au,
Suchte Blätter durch
und Gräser,
(Er nimmt's ein wenig sehr
genau, -
Er ist ein Blumenleser!)
Manch wackre Blume lacht'
ihn an,
Er aber seufzte: "Armer
Mann!
Noch immer nicht die Rechte!"
Bis er endlich doch die Rechte
sah,
nach langen, bangen Stunden:
Nun bist du mein! Viktoria!
Nun Hab' ich dich gefunden!
Nun halt' ich dich, Marienblum'!"
Sie sprach: "Nimm mich zum
Eigentum!" -
Nun kann sein Herz gesunden.
Nun steht er da voll Stolz
und Lust,
Ist alles Kummers ledig;
Nun trägt er sie an
seiner Brust
Noch heute nach Venedig,
-
Kehrt aber bald mir ihr
zurück,
Und will zu seinem und ihrem
Glück,
Für immer sie behüten!