Schon grünt der Hag
im Grunde,
Die Höhn doch schimmern
weiß.
Das nenn ich gute Kunde,
Du lieber Dichtergreis:
Im ersten Frühlingsahnen
Kränzt dir das Silberhaar,
Grüßt dich mit
sanftem Mahnen
Ein neues Lebensjahr.
Den deine Lieder sangen,
Wie oft, auf Berg und Au:
Der Lenz kommt leis gegangen,
Geatmet kommt er lau.
Er tritt an deine Schwelle
Mit sachtem Blumenschuh,
Und haucht aus Wolk und
Welle
Dir frisches Leben zu.
Und denkt, wie auf den Zehen
Er heuer dich beschlich,
Will er noch manchmal sehen
Und überraschen dich;
Noch oft als Kränzewinder
An diesem Tag, o Greis,
Dir nahn in deiner Kinder
Und deiner Enkel Kreis.
Nun schwärmen auch die
Immen
Und ruft der Kuckuck bald;
Mit seinen tausend Stimmen
Wacht auf dein lieber Wald;
Es winken dir die Kräuter,
Die Ähren dir der Flur:
Sie winken ihrem Deuter,
-
Dem Sänger der Natur.
Durchs welke Laub des Hages
Hinwallt' ich jüngst
mit dir;
Des herbstlich schönen
Tages
Gedenk' ich für uind
für.
O Freund, mit weißen
Haaren
Wie lachtest du der Ruh!
Mit zweiundachtzig Jahren
Wie rüstig schrittest
du!
Wie fest den steinigen, steilen
Bergpfad hinan, wie leicht!
Du dachtest an kein Weilen,
Bis den Gipfel wir erreicht!
Da ließest du mich
grüßen
Die fernen, blauen Höhn,
Da ließest du zu Füßen
Die graue Stadt mich sehn!
Die Musenstadt, die alte,
Wo sich dein Lied erschwang;
Wo hell zu deinem hallte
Der Jugendfreunde Sang;
Wo jubelnd ihr geschaffen
Den frohen Liederbund,
Wo euch ein Gott erschlossen
Zuerst den Liedermund.
Wo jetzo, in den Frieden
Des Alters eingekehrt,
Der Brüder, die geschieden,
Du denkst am stillen Herd;
Wo sich zum Ring dir schließen
Das Jetzt, das Ehemals,
-
Da lag sie uns ernst zu
Füßen,
Die Krone dieses Tals!
Und nun hinab, - zur Brücke!
Allzeit an deiner Hand!
Daß mich dein Fluß
entzücke
Und sein umbüschter
Strand;
Daß ich ihn brausen
höre,
Wie Uhland
er gebraust,
Und auch das Haus verehre,
Drin Hölderlin
gehaust.
Und all' die werten Stätten,
Der schönen alten Zeit,
Die Kerner und Schwab
betreten,
Die Uhlands Lied geweiht.
Aus deinem teuern Munde
Von ihnen und von dir
Aus fernen Tagen Kunde,
-
Wie hob die Brust es mir!
Oft denk' ich noch des Tages:
Im Geiste für und für
Seh' ich durchs Laub des
Hages
Dich wandeln neben mir.
O bleibe dir noch lange,
Du Teurer, unerschlafft
Zu solchem Hügelgange
Die Lust und auch die Kraft!
Mein Lied vergaß das
Eilen,
Drum sag' ich noch: Verzeih!
Ich zaudre wohl zuweilen,
Doch mein ich's gut und
treue.
Und flicht dir wieder Kränze
Der Enkelkinder Chor,
So poch' ich mit dem Lenze
Auch zeitig an dein Tor.