Und so sollte wenig außer meiner Absicht mich berühren können, wären da nicht: die Fenster / vertraute Fenster des vertrauten Raums, den ich besetze / denen ich nicht widerstehe / alt, hoch, hell / zwei in Reihe, je drei Scheiben: zwei Flügel, das oberste Viertel zu kippen / Balkonfenster/-tür ebenso unterteilt, diese um 45 Grad gegen jene gedreht, stumpfwinkliges Eck: nach zwei Richtungen Ausblick: ein Reichtum / Beletage: noch stärker dem Terrestrischen, dem Teer verhaftet als höhere Geschosse /
sitze ich betont aufrecht, 'auf Zehenspitzen', Füße unter den Schwerpunkt genommen / meist geschieht / mir / das, um Geräuschen ein Bild zuzuordnen / Geräusche, die, ganz anders als Bilder, sommers zumal, wenn die Fenster weit offenstehen, nicht aufzunehmen ich nicht einmal wollen kann / das Ohr: ein passives Organ, es wählt nicht, es macht sich mit jeder Schallquelle gemein /
erreicht mein Blick, durch die Balkonbrüstung beschnitten, etwas entfernter soeben noch das unterste Niveau der Trottoirs, des Straßengeschehens / wo zudem geringe Flora mir grob die Jahreszeit indiziert /
die Fenster sind - die Anfechtung! Magnetische Transparenz / verschworen, mit dem Gehör, gegen die Konzentration / Lärm? muß ich sehen! / und erreicht es der gespannt Sitzende nicht, stehe ich auf, um ans Fenster zu treten / vorsichtig! auf Deckung bedacht /
viel Lärm um zu wenig: Passanten passieren, ein Hund wird gelüftet, ein Mädchen geht / die auf keinen Fall soll mich sehen! / für gewöhnlich - eben - gewöhnliches Vorstadtstraßengeschehen /
von meinem Platz am Tisch / zurückgekehrt, zurückgelehnt / wie gewöhnlich / oder weil ich für diesmal ausnahmsweise dem Hinsehen widerstanden, dem Betrachten, Begaffen, Bestarren dessen, was dort, zu ebener Erde, immer geschieht / wovon mir mein Ohr je bedeuten will, dies Momentane verdiene ebenso sehr wie alle anderen Male den Blick / was sicher stimmt / den zu werfen sich doch nicht lohnt / worin ich noch immer nicht ausgelernt habe /
erkenne ich, sofern ich nur den Kopf vom Tisch hebe / durch meine eigenen Fenster / vor allem, lang vor dem Mauerwerk, dem Putz, die sie umgeben und enthalten, sie stechen mehr als diese in die Augen / Einschlüsse in Fassaden / die zahlreichen ihresgleichen, die infolge enger, blockrandbebauter Straßen die meinen geschlossen belagern: fremde Fenster /
Fenster mir Fremder / verschiedener Macharten, Stile / manche, vis-à-vis, äußerst nah / andere - denn ich verfüge über ein Eck: eine geringe Kreuzung, unterster Kategorie, sperrt es mir frei / möglicher Schauplatz von .... / komplexeren Dingen, als eine einzige Straße enthält /
diese zwei / die ich bereits sehe / die einander noch nicht sehen / werden sich gleich begegnen / ein Annähern ohne Kenntnis davon, ohne Vorwarnzeit, sofort lebensgroß / aber / die meisten erkennen einander nicht, gehen, in der Manier, in der sie das eben tun, ihrer weiteren Wege, verlieren sich / gehen mir verloren /
andere also / Fenster / entfernter, weniger nah / noch immer aber sehr nah / zu nah /
tagsüber, sofern sie geschlossen bleiben, vorhanggrau oder schwarzglänzend, manche spiegeln etwas / geöffnete mattschwarz, noch eine Spur intensiver / nur selten einmal bauscht sich ein Vorhang hervor, geht mit dem Wind, liegt an der Leine, träge/heftig auf Wasserweise berauscht von der Prise / ein und dieselbe Oberfläche hell fließend unendlich oft umgeschaffen / erkennbar geblieben / um zu schweigen von weiteren Details /
von den Häusern direkt gegenüber erfasse ich, sitzengeblieben, nur ersten und zweiten Stock / deren Fenster / höhere blendet mein Vorhang mir aus / und wenn auch diese mir mehr Einzelheiten enthüllen, wende ich mich doch lieber jenen anderen zu, die / wenn auch nicht fern, so doch ferner / den Fassaden dort / diagonal gegenüber, via Balkon, jenseits der Kreuzung / Gliederung einbeschreiben, serielles Muster sind / Variationen über ein strenges Thema: Kontakt /
zwischen deren erstem, Parterre entgeht mir, bis viertem Stock, über mehr verfügen sie nicht, mache ich keinen Unterschied / außer demjenigen / aber der widerfährt mir nur, ist visueller Bestandteil der Situation / daß von eins-plus-zwei auf drei-plus-vier überzugehen, einer neuen Fokussierung bedarf / wie auch umgekehrt / in Wahrheit liegen diese Dinge viel komplizierter / zu kompliziert /
habe ich sie aber einmal / einmal? zu oft schon! / in den Blick genommen/bekommen, schwenke ich unweigerlich, jedesmal, ihrer Folge entlang: fünfzehn, zwanzig Fenster in einer Sequenz / hin, her / springe zwischen Etagen / Balkone darunter, die niemand nutzt / jetzt /
noch unweigerlicher aber steigt dann mein müßiges Schauen / ein Schauen nur so von ungefähr, ohne gekannte Frage / weiter auf, erreicht / und bleibt nicht haften / Traufen, Ziegeldächer, Kamine / um am oder im Himmel zu enden / der / ich weiß es schon vorher / niemals neutral ist, niemals mich kalt läßt / permanentes Bulletin: Lage, Zustand, Atmosphäre / die mich doch angehen! / denn nicht immer erkenne ich die Zeichen / dieser Zeit / genau genug bereits an dem Licht, das zur Minute in meinem Zimmer herrscht / also muß ich doch hinsehen, aufsehen, aufblicken /
mein Himmelsausschnitt / dort, einen anderen habe ich nicht, hier / ist, bei geöffneten Türen und ziehe ich Antennen und Kamine ab / wozu ich mich berechtigt fühle / von Guillotinenklingenform: Zargen, Sturz der Balkontür, andererseits die darin und darunter schräg linkshin fallende Folge der Firste spannen sie auf / hohes, okzidentales Stück /
glücklich für mich, der ich lieber die Abende pflücke als frühe Morgen oder hellichten Tag / besser, schonender als alle anderen Himmel bereitet der westliche auf / die Schwärmerische / die Nacht vor; ihm gelingt immer, von der Tatsache abzulenken, für noch einige verblassende Zeit, Nachlaß der Sonne, daß Nacht doch schon eigentlich herrscht / östlich, südlich, nördlich / und über mir / und ich registriere die Stadien dieses Verschwindens täglich, gebannt und akribisch /
weichende Intensität, die, noch lange vor dem Erglühen der Straßenlaternen / violettes Entflammen, um schnell in einen Grünton zu münden / zu Kunstlicht in Räumen / also in Fenstern / führt / zufällig auf die vorhandenen verteilt /
daß ich in diesen Fenstern / von deren Benutzern ich immerhin einige kenne, vom Sehen / wenig Entscheidendes sehe, kann mich nicht beruhigen / im Gegenteil, zu oft hätte ich /
wenn sich mir / diese Fenster nun ihrer Spiegeleffekte verlustig, ihres Vorsprungs an Dunkelheit / solche Interieurs, mit oder ohne Personen, zu deutlich offenbarten / unfreiwillig, freiwillig, abendlich, nächtlich / Dinge, nicht notwendig dramatisch / Dinge, die diejenigen, die sie verantworten müssen, vielleicht nicht einmal würden verbergen wollen / oder verschweigen /
schon oder noch im Moment des Betrachtens vorgezogen, nicht gesehen zu haben: diese konkrete Enge und Düsternis, fremde Privatheit / meist / und dennoch bedeutet, mich loszureißen von solchen Einblicken, jedesmal Kampf / Magnetismus der Fenster, der in genau dem besteht, was dahinter geschieht / ohne daß ich es weiß /
und ich wollte, ich wollte es so genau gar nicht wissen / nicht jedesmal / wollte, ich könnte mich mit den Blicken begnügen, die an Scheibenspiegeln enden / abendlich gekippte zum Beispiel enthalten oft noch intensivere Himmel, als mir inzwischen direkt übrigblieben / die mich im unschuldigen Zustand des Spekulierens beließen / das abstrakt ist / wie die Nacht selbst / leicht daran zu sehen, daß sie die doch in Wahrheit farbige Welt dazu zwingt, genau das zu bestreiten /
Nacht, die mir trotz der Möglichkeit tieferer Blicke / in Verhältnisse, die mich nichts angehen / dennoch tendenziell eher das Draußen fernhält als heller Tag / mich mir nähert / ohne mein Zutun / Tentakeln kappt, die via meiner Fenster in die Außenwelt greifen / ohne, daß ich Verlust verspürte /
nächtliche Seltenheit naher Geräusche / es wäre denn / Regen fiele / auf Asphalt / auf Metall / auf Stein /
im Gehäuse des eigenen Zimmers, Kunstlicht der eigenen Lampe, allein, es ist gut so, weniger abgelenkt / durch /
erinnere dich / Fenster anderswo, 'dritte', nur auf kurze Zeit deine, dir nutzbar / oder dir dienlich / oder, schlecht oder recht, von dir genutzt / und deren spezifische Anfechtung: Ausblicke, vertraut/unvertraut, auf Gärten, auf Menschenleere: sichtbar und hörbar bewegt sich nichts /
auf Menschenüberschuß, zentralen Platz / kaum Distanz, kam dir trotz Abstandes vor / oder /
Panoramablick, abendlich, städtisch / Turm / rings von Totalen umgeben, nichts nah, nichts als / Draufsicht auf / Oberfläche und endlich, im Horizont, Silhouette der / Lage der / Stadt / Lichter'meer'? keine Spur: Muster in einem Gewebe /
und mit ihren Fenstern entsinnst du die Situationen / externe, interne / diese zuletzt: nicht mehr gesehen zu haben, als du auch zu sehen wünschtest / also genug / also keine weitere Vertiefung / du kehrst zurück, du blickst/ich blicke auf
Nacht jetzt in diesen eigenen Fenstern
/ und das sachte Schwanken der Straßenlaternen / in Kegeln Insektengesellschaft
/ noch Menschen wach / aus, in ihren Fenstern, dem Gelblicht zu schließen
/ oder dem
Fernsehlicht: suggestiv bläulich,
häufig und jäh und überwiegend synchron / sie teilen sich
/ in / ein Programm / wechselnde Intensitäten / Schnitt