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Für Helmut Heissenbüttel zum 75.


Helmut Heissenbüttel lernten wir, Max Bense und ich, 1955 an der Hochschule für Gestaltung in Ulm kennen. Er kam aus Hamburg, um Eugen Gomringer zu besuchen. Auch Décio Pignatari aus Sao Paulo haben wir 1955 dort kennengelernt, der damals mit Eugen Gomringer übereinkam, ihrer neuen Art von Poesie den Namen "konkrete poesie" zu geben. Konkrete Poesie - ihre Blüte in den fünfziger und sechziger Jahren - ist mit Gomringer, Heissenbüttel, Pignatari und vielen anderen im In- und Ausland verknüpft.

Max Bense bat Helmut Heissenbüttel damals um einen Beitrag für die kürzlich gegründete Zeitschrift augenblick. Helmut schrieb "Reduzierte Sprache. Über ein Stück von Gertrude Stein", für das Oktoberheft 1955. So fing es in Stuttgart mit Helmut Heissenbüttel und in Stuttgart mit Gertrude Stein an.

1956 kam Helmut wieder nach Stuttgart. Am 1. April 1957 wurde er dann Assistent von Alfred Andersch und siedelte mit seiner Familie nach Stuttgart über. Später wurde er Stellvertreter von Andersch und ab 1. Januar 1959 Leiter der Abteilung "Radio Essay". Eine Reihe von fruchtbaren Jahren der Freundschaft und Zusammenarbeit bleibt mir unvergessen. Seine schönsten Radio-Stücke schrieb Max Bense für Helmut - und unter anderem auch "Eine Dame mit Hut in Paris. Max Bense besichtigt Gertrude Stein".

Haroldo de Campos aus Sao Paulo besuchte Stuttgart im Juli 1959. Für ihn und die Gruppe "Noigandres" machte Max Bense die erste Ausstellung Konkrete Poesie in der Studiengalerie der Technischen Hochschule. Die Brasilianer, dazu Eugen Gomringer, Francis Ponge, Gerhard Rühm, Claude Shannon und Helmut Heissenbüttel wurden zum ersten Mal in einer Ausstellung gezeigt - in einem kleinen dunklen Raum der Technischen Hochschule -. Es gab sogar einen kleinen Katalog mit ihren Texten.

Übrigens waren die Brasilianer, ebenso wie Helmut Heissenbüttel und Max Bense, Vertreter einer "engagierten Literatur". Wichtig waren ihnen aber vor allem die literarischen Experimente.

Zu Helmuts 80. Geburtstag 1981 schrieb Max Bense für die Festschrift "Drei- Personen-Porträt mit Gertrude Stein. Für Helmut Heissenbüttel von Max Bense". Man kann Sie nicht übergehen, wenn man über sie schreibt: aber man kann auch sich selbst nicht übergehen, wenn man, gewissermassen als platonischer Liebhaber, über sie schreibt und man genau weiss, das auch der andere, über den man schreibt, ihr platonischer Liebhaber ist. So verwandelt sich also ein Zwei Personen- Porträt wie von selbst in ein Drei-Personen-Porträt, und so schreibe ich für Helmut Heissenbüttel, indem ich über Gertrude Stein schreibe".

Zum 75. Geburtstag kann Max Bense nichts mehr beitragen und deshalb habe ich diese Sätze zitiert. Da ich nichts über, sondern nur für Helmut Heissenbüttels Radio- Essay geschrieben habe, erinnere ich mit diesen Zeilen etwas wehmütig, aber mit guten Wünschen an die fruchtbaren sechziger Jahre der Freundschaft und Zusammenarbeit.


Elisabeth Walther, Stuttgart

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