Reinhard Döhl | Ballade, Bänkelsang, Legende
Dichtung und Bänkelsang (ein Überblick)

Einführung | Dichtung und Bänkelsang | Bänkelsänger in der Dichtung | Bänkelsang und Dichtung | Politischer Bänkelsang | Bänkelsangparodie

Einführung
Der Bänkelsang und mit ihm die Moritat scheinen ein ausschließlich europäisches Phänomen zu sein. Sie sind, speziell in der deutschen Literaturgeschichte, mit der Dichtung in Wechselbeziehungen eingetreten, die ihre Erforschung auch außerhalb der Volkskunde interessant machen. Aus volkskundlicher und kulturgeschichtlicher Sicht ist vor allem von Veit Riedel (1), Leander Petzoldt (2) und Wolfgang Braungart (3) inzwischen das Wesentliche gesagt worden. Auch die anthologische Präsentation (4) genügt seit Ende der 70er Jahre philologischen Ansprüchen, nachdem 1975 eine Ausstellung der Staatsgalerie Stuttgart entscheidende Voraussetzungen geschaffen hatte. Das Volkslied-Archiv in Freiburg und die Staatsbibliothek in Oldenburg besitzen umfangreiche Sammlungen einschlägigen Materials, so daß es hier kaum noch Neues zu entdecken gibt.

Ich möchte deshalb auch nicht den Bänkelsang als trivialliterarische Gattung diskutieren, vielmehr mein Augenmerk auf die Wechselbeziehungen von Bänkelsang und Dichtung richten, auf Beziehungen, die nicht nur für die Entwicklung der Kunstballade von Gottfried August Bürger bis Bertolt Brecht folgenreich wurden. Anders als bei Erforschung ausschließlich des Bänkelsangs ist die wissenschaftliche Literatur über diese Wechselbeziehungen bisher eher bescheiden. Zwar machte Erwin Sternitzke 1932 in einer Dissertation über den "Stilisierten Bänkelsang"(5) erstmals auf die literarische Adaption einer trivialen Gattung aufmerksam, doch dauerte es fast 30 Jahre, bis Karl Riha in seinen Untersuchungen "Zur Geschichte der modernen Ballade" (6) diesen Faden wieder aufnahm (in Unkenntnis übrigens zunächst der Vorarbeit Sternitzkes), und im Laufe der Jahre durch weitere Arbeiten ergänzte, die er 1975 als "Geschichte des engagierten Liedes in Deutschland" (7) bündelte. Im gleichen Jahr konnte ich die Ergebnisse eines zweisemestrigen Seminars, aus dem auch die Stuttgarter Bänkelsang-Ausstellung resultierte, im Katalog zu dieser Ausstellung publizieren (8). Damit ist, von einigen Detailuntersuchungen abgesehen (9), die wesentliche Literatur bereits genannt (9a). Denn obwohl es inzwischen üblich wurde, im Untertitel oder einem Anhang diese Wechselbeziehungen wenigstens anzudeuten, dürfen diese 'Andeutungen', die in der Regel auf den Ergebnissen Karl Rihas fußen und keine neuen Aspekte aufzeigen, unberücksichtigt bleiben.

Zum leichteren Verständnis angezeigt ist eine kurze historische und typologische Skizze des Bänkelsangs. Spätestens im 17. Jahrhundert tritt er das Erbe des Ereignisliedes und der Neuen Zeitung an (10). Er berichtet, wie diese, seinen Zuhörern sensationelle Vorfälle, Naturkatastrophen, Unglücke und Verbrechen, seltener politisch-historische Ereignisse. Dabei bedient er sich, in Tradition von Ereignislied und Neuer Zeitung, zunächst der gebundenen Rede, um sich im 19. Jahrhundert zunehmend in Prosa und abschließendes Lied aufzugliedern. Diese Aufgliederung kann erklärt werden durch eine seit dem 17. Jahrhundert in Abbildungen belegte Verbindung von Vortrag und Bild. Danach hatte die Prosa zunächst die Aufgabe der Bildexegese, das abschließende Lied die Funktion der moralisierenden und rührenden Zusammenfassung. Stimmt diese Vermutung, wäre das Zur-Schau-Stellen von Bildern (Raritätenschreinen, Guckkästen) an der Zweiteilung des Bänkelsängertextes konstitutiv zumindest beteiligt. Erst nachdem seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert und zunehmend im 19. Jahrhundert die Lesefähigkeit des einfachen Volkes, des eigentlichen Adressaten des Bänkelsängers zunahm, kehrte sich das Verhältnis um, beauftragt der Bänkelsänger einen Schildermaler, einen vorgegebenen Text ins Bild umzusetzen. Nicht mehr der Text dient der Explikation eines Bildes (einer Sehenswürdigkeit), sondern das Bild soll auf den Text aufmerksam machen, seinen Verkauf fördern. Denn vom Verkauf seiner Texte, nicht von seinem öffentlichen Auftritt lebte der Bänkelsänger. Nicht als Zuschauer und Zuhörer, sondern als Käufer und Leser war ihm das Publikum wichtig, so daß sich gelegentlich schon das zusammenfassende Lied explizit an den Leser wendet:

Wie die Liebe kann bethören,
Manchen bringen ins Unglück,
Dieses Leser wird dir lehren,
Hier im Liede die Geschicht'. (11)
Seinen Namen verdankt der Bänkelsänger dem Bänkel, also dem erhöhten Standplatz, den der Vortragende auf dem Jahrmarkt, den Messen, aber auch vor den Kirchen oder auf exponierten Plätzen in Stadt oder Dorf einzunehmen pflegte, um auf sich aufmerksam zu machen. Belegt ist das Wort erstmals 1709 in bereits übertragener Bedeutung (12), so daß wir es als Bezeichnung eines fahrenden Gewerbes wesentlich früher ansetzen müssen.

Das andere, für das Wort Bänkelsang meist synonym gebrauchte Wort Moritat ist wesentlich jüngeren Datums. Es wird, Erich Seemann folgend (13), in der Regel erstmals mit 1862 datiert, doch konnte Sammy K. McLean bereits einen Beleg für 1841 auffinden:

Da hört man eine Morithat
Sehr rührend deklamiren,
Dort Orgeln bis am Abend spath
sehr künstlich konzertiren. (14)
In diesem Beleg, einer "Einladung zum Augsburger Volks-Feste den 22. August 1841", wird offensichtlich der Auftritt eines Bänkelsängers angekündigt. Und ebenso offensichtlich hat das Wort Moritat dabei noch nicht den Unterton, den es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts infolge einer Vielzahl von Bänkelsangparodien bekommt. Wie Bänkelsänger zunächst wertfrei das Gewerbe, bezeichnet Moritat zunächst das Produkt. Aber wie Bänkelsänger alsbald in übertragener Bedeutung, wird Moritat spätestens seit 1862 auch in kritischer Distanz verwendet.

Die ursprüngliche Herkunft des Wortes Moritat ist bis heute ungeklärt. Man hat versucht, es von den Moralpredigten des späten Mittelalters, den moritates, von den französischen moralites herzuleiten. Man hat sogar konstruiert, das Wort setze sich aus more (vom hebräischen morâ = Furcht) und Tat zusammen, bedeute also furchterregende Tat (15). Wahrscheinlicher scheint mir, daß Moritat nichts weiter ist als das akustisch zerdehnte Wort Mordtat. "auf den jahrmärkten", notiert das Grimmsche Wörterbuch, "heißt eine mordthat die zur Schau gebrachte abbildung eines begangenen mordes und die erklärung eines solchen bildes durch bänkelsänger: die leute laufen zu den mordthaten; eine mordthat singen." Von "eine mordthat singen" zu "eine Morithat deklamiren" ist dann der Weg schon deshalb nicht weit, weil die Stoffe der Bänkelsänger durch das ganze 18. Jahrhundert als "Mordgeschichten" bzw. "Mordthaten" charakterisiert werden.

Das kann an historischer und typologischer Vorbemerkung ausreichen. Für die spezielle Frage Bänkelsang und Dichtung / Dichtung und Bänkelsang bietet sich dann folgende (eher systematische) Dreigliederung an:

Dichtung und Bänkelsang
Für diese dritte Gruppe kann ich mich relativ kurz fassen. Daß der Bänkelsänger, stets auf der Suche nach im wörtlichen Sinne vermarktbaren Stoffen, sich auch bei der Dichtung zu bedienen wußte, vorausgesetzt sie war populär, liegt auf der Hand.

Die Beispiele sind zwar nicht allzu zahlreich, aber bezeichnend. Und die Rezeptionsgeschichte kann hier Einblicke in die Popularität manchen Dichters und mancher Dichtung gewinnen, die sich dabei oft vom Namen ihres Verfassers löst. Ich beschränke mich, den Umfang andeutend, auf drei Beispiele: eine Melodie, einen Autor und ein Thema.

Beispiel 1. Kein Lied der Romantik wurde so populär wie Joseph von Eichendorffs "Das zerbrochene Ringlein" ("Ahnung und Gegenwart") - nach seiner Vertonung durch Robert Schumann:

In einem kühlen Grunde
Da geht ein Mühlenrad,
Mein Liebste ist verschwunden,
Die dort gewohnet hat. (15a)
Speziell auf dieses "Kunstlied im Volksmunde"(16) spekulierte ein Bänkelsänger, als er das seiner Geschichte von der "Müller-Anna oder Das Verbrechen des Säufers" folgende Lied beginnen ließ:
In einem kühlen Grunde,
Da geht ein Mühlenrad,
Die schöne Müller-Anna
all dort gewohnet hat. (17).
Ähnlich mit der Bekanntheit einer Melodie rechnet auch der Verfasser der "Beschreibung des dreifachen Mordes, welcher am 11. März 1847 im Dorfe Östergasse im Amte Hadersleben verübt worden ist. Nach der Melodie 'Im Garten des Pfarrers zu Taubenhain"' (18). Das führt mich zugleich zu Beispiel 2, zu Gottfried August Bürger, der wie kein zweiter Autor von Bänkelsängern und den Druckern "Neuer Lieder", in der Regel ohne Namensnennung, geplündert wurde. In meist unzulänglicher Wiedergabe lassen sich als populärer Lieddruck nachweisen  die Balladen "Die Weiber von Weinsberg", "Bruder Graurock und die Pilgerin" und "Die Pfarrerstochter von Taubenhain". "Das Lied vom braven Mann" bildet den Beschluß eines Bänkelsängerheftchens über "Die Wassernot von 1883" und die "Lenore" schließlich wird in einem anderen Heftchen zunächst in Prosa mit zahlreichen konkreten Zeit-, Namens- und Ortszutaten 'erzählt' bis zu dem Zeitpunkt des heimkehrenden Heeres. Als Lenore ihren Wilhelm "nicht unter den Heimgekehrten" sieht, stürzt sie "mit aufgelöstem Haar und mit Wahnsinn im Blick [...] zurück ins Schloß. Was hier nun vorging", schließt die Erzählung, "verkündet dem Leser das nachfolgende, von unserm vortrefflichen Dichter Bürger verfaßte Lied, das in und außerhalb Deutschlands so große Berühmtheit erlangt, von allen Ständen so gern gelesen, gesprochen und gesungen wird, und alle Gemüther tief ergriffen hat." (19)

Die Frage, was Bürger für die Bänkelsänger so handhabbar machte, ist schnell beantwortet, wenn man in Anschlag bringt, daß Bürger seinerseits beim Bänkelsang mancherlei Anleihen gemacht hat (2O). Was gleichermaßen für Friedrich Schiller gilt (21). Dessen "Räuber" wurden nämlich ebenso von Bänkelsängern verarbeitet, wie seine Ballade von der "Kindermörderin" auf dem Jahrmarkt gesungen wurde. Damit bin ich zugleich bei Beispiel 3. Sowohl die feindlichen Brüder (= "Die Räuber") wie die Kindsmörderin sind für die Geschichte des Bänkelsangs durchgängig belegbare, in der Literaturgeschichte dagegen zentrale Themen des Sturm und Drang, in deren Entfaltung sich sowohl ein Archtetypus (Kain und Abel) und Generationenkonflikt (="Die Räuber") als auch eine sich ändernde Rechts- und Moralauffassung (= Kindsmord) artikulieren. Wenn der Bänkelsang sich in der Folgezeit der literarischen Vorlagen Schillers, aber auch Bürgers (= "Die Pfarrerstochter von Taubenhain") bedient, vernachlässigt er auffällig die "revolutionären Tendenzen" seiner Vorlagen. Damit steht aber dieses dritte (thematische) Beispiel zugleich für die kulturelle Ungleichzeitigkeit ("cultural lag"), die sich aus den unterschiedlichen kulturellen Voraussetzungen der Adressaten ergibt. Oder anders gesehen: das dritte Beispiel belegt konkret, wie weit sich Wirkungsgeschichte unter verschiedenen Bedingungen vom Original entfernen, den ursprünglichen Anspruch bis fast in sein Gegenteil verkehren kann.

Bänkelsänger in der Dichtung
In der systematischen Untergliederung stand an erster Stelle der Auftritt von Bänkelsängern in der Dichtung. Er erfolgt nicht so früh wie in Werken der bildenden Kunst, und findet wahrscheinlich erstmals bei Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen statt. Gleichsam als Beleg für den Übergang von Neuer Zeitung zu Bänkelsang lesen wir in der Einleitung zum ersten Jahrgang des "Wundergeschichten-Calenders" (1670), daß sich der Held nach einer "bequemen Herberge" umsieht, um dort "auf traurige Mordzeitungen, große Seeschlacht-Zeitungen und dergleichen ungehindert spindisieren" zu können (22). Kurze Zeit später teilt Johannes Beer in den "Kurtzweiligen Sommer-Tägen" (1683) die "erschreckliche Zeitung" eines "Marckt-Singers", sogar im Wortlaut, mit:

Hört lieben Christen Leute
Was ich euch traurigs sing
Es geschieht von hier nicht weite
Ein wunderseltzams Ding
Ein Geist thut grob rumoren
Zu Steinbruch in den Thoren
Auf einem alten Schloß.
Aber anders als Grimmelshausen, der in der Perspektive des Zeitungssängers bleibt, wertet Beer. Für seinen Erzähler, "Herrn Wolfgang", ist der Sänger des Liedes ein "Marckt-Singer", sein Lied ein "Schimpf der edlen Music" und der Markt das gesellschaftliche Extrem zu Schloß (23) Solch "weitschichtige Land-Lügen" (Beer) machte auch Kaspar Stieler in "Zeitungs Lust und Nutz" (1695) nicht "zu unsern Zeitungen [...] rechnen", wenn er zwischen den Übermittlern seriöser Nachrichten und jenen "Gassen-Sängern, Landfahrern und Bettel-Weibern" unterscheidet, die "in Städten und Dörfern [herum]wandeln" und "gedruckte Lieder von vielen Wunder-Werken und Geschichten / so sich hier und dar begeben haben sollen / absingen und verkaufen." (24)

Eine derartige Zuordnung des Bänkelsängers zu den "unehrlichen Leuten" ist, wie das Gefälle von Dichtung zu "Traum und Lügen in hinkenden Reimen", mitzubedenken, wenn Benjamin Neukirch 1709 im übertragenen Sinne "die gelehrten Bänkleinsänger" als "die ärgsten Müßiggänger" abqualifiziert. Dieses Etikett des Bänkelsängers für einen schlechten Dichter läßt sich im 18. Jahrhundert durchgängig beobachten, z.B. bei Johann Christoph Gottsched, der in seinem "Versuch einer Critischen Dichtkunst" (1730) sogar überzeugt ist, "wenn ich [...] einen schlechten Poeten einen Bänkelsänger nenne, so ists neu" (25), oder noch in Johann Christoph Adelungs "Grammatisch-kritischem Wörterbuch der hochdeutschen Mundart" (1774 ff.), wo es heißt: "Figürlich und in verächtlichem Verstande" sei der Bänkelsänger "ein schlechter Dichter, der sich ein Geschäft daraus" mache, "gemeine Gegenstände auf gemeine Art zu besingen."

In Gottscheds "Critischer Dichtkunst", und zwar im Kapitel "Vom Ursprung und Wachsthume der Poesie" steht aber auch noch etwas anderes, nämlich, daß es "bey der einfältigen Welt" geschickt war, in die Dichtkunst "kleine Historien oder Fabeln, die etwas wunderbares und ungemeines in sich enthielten", einzubringen, denn das bezaubere "die sonst ungezogenen Gemüther. Die wildesten Leute verließen ihre Wälder, und liefen einem Amphion oder Orpheus nach, welche ihnen nicht nur auf ihren Leyern etwas vorspielten; sondern auch allerhand Fabeln von Göttern und Helden vorsungen: nicht viel besser, als etwa itzo auf Messen und Jahrmärkten die Bänkelsänger mit ihren Liedern von Wundergeschichten, den Pöbel einzunehmen pflegen" (26).

Dieser von Gottsched nicht zur Nachahmung gedachte Vergleich und Rückblick mußte sich jedoch in dem Augenblick ins Positive wenden, in dem man sich wieder auf den Ursprung der Poesie (Herder) besann, für eine Dichtung "des Volkes und mithin der Natur" (Bürger) entschied und den "Bänkelsänger als die seiner Zeit gemäße Verkörperung eines Volkssängers" (27) mißverstand.

Bänkelsang und Dichtung
Spätestens mit Entstehung der Kunstballade beginnt also das zweite systematische Kapitel der Wechselwirkungen zwischen Bänkelsang und Dichtung, undzwar so erfolgreich, daß wir kurze Zeit später Balladen Bürgers oder Schillers, aber auch Goethes auf dem Jahrmarkt wiederhören. Da die Entstehung der Kunstballade untrennbar mit der Wiederentdeckung des Volksliedes verbunden ist, sind auch in die Beschäftigung mit ihm Spurenelemente des Bänkelsangs eingegangen. "Alle Balladen, Romanzen, Bänkelgesänge", heißt es schon 1776 in Goethes Singspiel "Claudine von Villa Bella", "werden jetzt eifrig aufgesucht, aus allen Sprachen übersetzt. Unsere schönen Geister beeifern sich darin um die Wette." Knapp eine Generation später wollen Achim von Arnim und Clemens Brentano gar eine "Schule für Bänkelsänger" gründen, um "die in jenen höheren Ständen verlorenen Töne der Poesie dem Volke" zuzuführen. Und Goethe charakterisiert in seiner Rezension von "Des Knaben Wunderhorn" (1806/1808) den "Rattenfänger von Hameln" mit den Worten: "Zuckt aufs Bänkelsängerische, aber nicht unfein" oder die "Greuelhochzeit" als "Ungeheuren Fall, bänkelsängerisch, aber lobenswert behandelt" (28).

Nachdem sich erst einmal die Dichtung des Bänkelsangs assimilierend angenommen hat, reißen die Belege bis heute nicht mehr ab, und zwar in einer Vielfalt, die sich nur schwer typologisieren läßt. Ich beschränke mich deshalb auf das Aufzeigen einer Tradition, die ich den politischen Bänkelsang nennen möchte. Zweitens möchte ich das Augenmerk auf die für das 19. Jahrhundert typische Bänkelsangparodie richten. Drittens und schließlich möchte ich an drei Fallbeispielen zeigen, wie a) eine Bänkelsangparodie zum Romanvorwurf von Wilhelm Raabes "Horacker" werden kann, b) der Bänkelsang nicht nur strukturell Bertolt Brechts episches Theater, konkret "Das Leben des Galilei" mitprägt und c), daß Christa Reinigs berühmte "Ballade vom blutigen Bomme" in Wirklichkeit ein verkapptes Bänkellied ist. Dabei sollen diese Fallbeispiele auch Einblick in Umfang und Möglichkeiten einer Philologie vermitteln, die sich auf die Wechselwirkungen von Bänkelsang und Dichtung einläßt.

Politischer Bänkelsang
In seinen Studien "Zur Geschichte des engagierten Liedes in Deutschland" hat Karl Riha in Einzeluntersuchungen dargelegt, wie sich im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert das "Trivialgenre" Bänkelsang zu einer "literarischen Protestform" mauserte (29). Und Riha hat seine Studien mit den "Parodistischen Bänkelliedern und politischen Spottgedichten im Umkreis der bürgerlichen Revolution von 1848/49" (30) beginnen lassen. In Wirklichkeit ist der Gedanke und Versuch, den Bänkelsang als Mittel politischer Aufklärung und Kritik zu nutzen, sehr viel älteren Datums und zum ersten Mal 1759 belegbar, also zwei Jahre nach Erscheinen der "Romanzen" von Johann Wilhelm Ludwig Gleim, deren berühmteste, die "Marianne" (31), zugleich den Einsatz des "stilisierten Bänkelsangs" im Vorfeld der deutschen Kunstballade markiert.

Dieser sehr frühe operative Einsatz des Bänkelsangs ist aus mancherlei Gründen bemerkenswert. Sein "Vorbericht" spricht "Nach Standes-Gebühr und Würden" einen "Hochgeehrten Leser" an und macht derart sofort deutlich, daß Bänkelsang hier nur Maske ist (31 a). Unterzeichnet ist dieser "Vorbericht" mit "Pancratius Wolfzahn", einem sprechenden Namen, der sich erschließt, wenn man weiß, daß "Pancratius" zu den Eisheiligen zählt und "Wolf(s)zahn" auf ein wildes, gefürchtetes und gejagtes Raubtier weist, wobei in der Bildtradition ferner das Gleichnis vom Wolf im Schafskleid mitzubedenken ist (Matthäus 7, 15). Datiert ist das Heft "Hamburg den 18. Sept. 1759", also einen knappen Monat nach seinem Anlaß, und lokalisiert in "Garmsens Zeitungs-Bude", die es seinerzeit in Hamburg in der Tat gegeben hat. Doch ist dies ebenso eine falsch gelegte Fährte wie der sprechende Name ein bis heute ungelüftetes Pseudonym blieb.

Dem "Vorbericht" folgt als Prosa die "Haupt-Relation / Von dem solennen und prachtvollen Dank- und Freudenfeste, so, wegen des Rußischen Sieges bey Frankfurth, zu Ludwigsburg gefeyret worden, so wie sie auf Befehl des Würtembergischen Hofes bekannt gemacht worden." Datierung ("Ludwigsburg, vom 22. August 1759") und der folgende Text machen schnell deutlich, daß es sich dabei zunächst um den Nachdruck einer höfischen Relation, einer Festbeschreibung handelt. Aber dieser Nachdruck erfährt einen durchgängigen Kommentar in Form von Fußnoten, die der Verfasser wie folgt begründet:

"Einer der größten Fehler dererjenigen großen Gelehrten, welche die Zeitungen und Hof-Relationen schreiben, ist, daß sie sich, gemeiniglich gar zu kurz ausdrücken. Sie lassen nicht allein ihren Lesern sehr viel zu errathen übrig; sondern sie setzen auch voraus, daß ihre Leser eine abscheuliche Menge Dinge schon wissen sollen. Allein diesen Fehler kann man uns Bänkelsängern und Geschichtschreibern vor die gemeinen Leuthe gar nicht vorwerfen. Wir sind mit unseren Nachrichten gar nicht geizig; wir theilen mit vollen Händen aus und legen unsern Lesern alles fein deutlich und umständlich vor Augen, damit es, so zu sagen, ein Kind begreifen kann. So muß es auch seyn, wenn wir unsre Leser vergnügen wollen; und ich, Franz Stelzfuß, kann wohl sagen, daß ich den guten Abgang meiner Schriften, nächst Gott, der ungemein großen Deutlichkeit und Umständlichkeit zu danken habe, in welchen ich zu schreiben gewohnt bin. Da ich nun diese, von dem Würtembergischen Hofe publicirte, Relation, um mehrerer Glaubwürdigkeit willen zum Grunde lege; so sehe ich mich genöthiget, solche allenthalben mit meinen Anmerkungen zu begleiten, damit sie vor meine Art von Lesern brauchbar werde. Denn sie würde sonst in vielen Stellen vor meine Kunden gar zu kurz und unverständlich seyn, so, daß ich mir künftig in meinem Absatz vielen Schaden zufügen würde."

Eine solche Anmerkung ist natürlich nicht wörtlich zu verstehen, weshalb sie aus dem historischen Abstand fast wiederum eines Kommentars bedarf. Mit den "großen Gelehrten, welche die Zeitungen und Hof-Relationen schreiben'' sind offensichtlich die Autoren der Fest- und Festspielbeschreibungen gemeint, denen im 17. und frühen 18. Jahrhundert die Aufgabe zufiel, die Bedeutung des jeweiligen Festes als Feier des absoluten Monarchen zu fixieren. Unterschied Beer zwischen Schloß und Markt, hält hier der unbekannte Verfasser mit umgekehrten Vorzeichen den Festbeschreibern die "Bänkelsänger und Geschichtschreiber vor die gemeinen Leuthe" entgegen. Daß er dabei die gemeinen Leute, die wir uns als Analphabeten vorstellen müssen, nicht als Leser meint, verraten die zahlreichen Anmerkungen, quantitativ durch ihr Mißverhältnis von 291 Zeilen Kommentar zu 60 Zeilen Relation, qualitativ durch ihren Inhalt. Wobei eine Stichprobe genügt. "Des Vormittags um 10 Uhr", heißt es in der Relation, "versammlete sich der zahlreiche Hof von Dames und Cavaliers in den Vorgemächern Se. Herzogl. Durchl. und erschienen in größter Galla." Dazu wird angemerkt 1.: "Dames, heißen adeliche Frauenzimmer, und Cavealliers adeliche Reuther; das sind gemeiniglich Wörter, die bey einander stehen und sich auf einander beziehen."; 2.: "In größter Galla erscheinen, heißt so viel als seinen Festtags-Rock anziehen. Zwischen denen Festtags-Röcken der Vornehmen und der Bauren und Tagelöhner giebt es zweyerley Unterschiede; erstlich sind die Festtags-Röcke der Vornehmen mit Gold und Silber durchwirkt, oder verbrämt, und die andern nicht; dahingegen aber sind die Festtags-Röcke der Bauren gemeiniglich bezahlt, der Vornehmen aber sehr selten."

Vor allem die zweite Anmerkung macht deutlich, daß es sich hier um ein handfestes Stück Adelsschelte, politische Kritik handelt, vorgebracht in der Maske des Bänkelsängers, zu der auch das abschließende "Ein schönes erbauliches Lied" gehört, "Von den wunderbaren Dingen, so sich zu Ludwigsburg bey dem großen, allerprachtvollsten Sieges-Feste zugetragen haben." Dieses "schöne und erbauliche Lied"; merkt der Verfasser an, "wird nach der anmuthigen Melodey gesungen, welche der wohlbekannte, von einer traurigen Mordgeschichte zu Leipzig gemachte, recht auferbaulichen Gesang hat, davon der erste Vers folgendergestalt lautet:

Nun hört doch an, ihr Christen-Leut!
Was sich hat zugetragen,
Vor nicht gar langer Zeit.
Zu Leipzig hat es sich begeben,
Daß es solt Hunde vom Himmel regnen,
Mit Feuer, Donner, Hagel und Blitz.
Auf Inhalt von Relation und Lied, die ein Ereignis aus dem 7jährigen Kriege behandeln, will ich hier nicht eingehen, wohl aber abschließend darauf hinweisen, daß sich der Bänkelsänger nicht nur Pancratius Wolfzahn, sondern in den Anmerkungen mehrfach auch Franz Ludwig Stelzfuß nennt. Ein Stelzfuß aber ist besonders typisch für Soldaten, die im Kampf ein Bein verloren haben (Grimm), mit literarischen Belegen vom 30jährigen Krieg, u.a. bei Grimmelshausen, bis ins ausgehende 19. Jahrhundert, u.a. bei Theodor Fontane, der in "Vor dem Sturm" von "alten Mütterchen, primitiven Tabulettkrämern, endlich Stelzfüßen" erzählt, "die neben den beiden Berliner Zeitungen allerhand Flugblätter feilboten" (32).

Da auch in der bildenden Kunst diese Kriegsopfer, die sich ihren Lebensunterhalt als Lied- oder Bänkelsänger verdienen mußten, wiederholt dargestellt waren (33), können wir sicher schließen, daß der Leser des fingierten Bänkelsängertextes die Kontrastierung des fingierten Verfassernamens (= Stelzfuß) mit dem Gegenstand, einem höfischen Sieges- und Freudenfest im 7jährigen Kriege, sehr wohl verstand.

Daß das Bänkelsängergewerbe oft reine Notlösung war, um zu überleben, erfährt auch der Leser der "Nachtwachen. Von Bonaventura", wenn er liest: "Zu etwas mußte ich indes greifen, um nicht zu verhungern, hatten sie doch alles freie Gemeingut der Natur bis auf die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Wasser an sich gerissen und wollten mir kein Fruchtkorn zugestehn ohne gute bare Bezahlung. Ich wählte das erste beste Fach, worin ich sie und ihr Treiben besingen konnte, und wurde Rhapsode wie der blinde Homer der auch als Bänkelsänger umherziehen mußte". (34)

Das schon genannte Mißverständnis des Bänkelsängers als eines Volkssängers interessiert dabei weniger als die jetzt folgende Einschätzung von Publikumserwartung, Bänkelsang, seinen aufklärerischen Möglichkeiten und Grenzen. "Blut", fährt nämlich der Text fort, "lieben sie über die Maßen, und wenn sie es auch nicht selbst vergießen, so mögen sie es doch für ihr Leben überall in Bildern, Gedichten und im Leben selbst gern fließen sehen; in großen Schlachtstücken am liebsten. Ich sang ihnen daher Mordgeschichten und hatte mein Auskommen dabei, ja ich fing an, mich zu den nützlichen Mitgliedern im Staate, als zu den Fechtmeistern, Gewehrfabrikanten, Pulvermüllern, Kriegsministern, Ärzten usw., die alle offenbar dem Tode in die Hand arbeiten, zu zählen, und bekam eine gute Meinung von mir, indem ich meine Zuhörer und Schüler abzuhärten und sie an blutige Auftritte zu gewöhnen mich bemühte.

Endlich aber wurden mir doch die kleineren Mordstücke zuwider, und ich wagte mich an größere - an Seelenmorde durch Kirche und Staat, wofür ich gute Stoffe aus der Geschichte wählte; ließ auch hin und wieder kleine episodische Ergötzlichkeiten von leichteren Morden, als z.B. der Ehre durch den tückischen guten Ruf, der Liebe durch kalte herzlose Buben, der Treue durch falsche Freunde, der Gerechtigkeit durch Gerichtshöfe, der gesunden Vernunft durch Zensuredikte usw. mit einfließen. Da aber war es vorbei, und es wurden in kurzem mehr denn funfzig Injurienprozesse gegen mich anhängig gemacht". (35)

Wenn man so will, bündelt dieses Zitat eine Vielzahl dessen, was allgemein den politisch genutzten Bänkelsang von Heine über Wedekind bis Brecht auszeichnet: Kritik an Staat und Kirche, Bloßstellen von sozialer Ungerechtigkeit und Zensur. Das hatte, bis auf die Form, mit dem eigentlichen Bänkelsang nichts mehr gemein. Denn der reale Bänkelsänger, sei er es aus Not oder im 19. Jahrhundert zunehmend als Gewerbetreibender, war weder politisch noch progressiv. Er mußte sich vielmehr - der Zensur unterworfen - der offiziellen Meinung bedingungslos unterordnen. Nicht er, seine Adepten erkannten die operativen Möqlichkeiten des Genres.

Bänkelsangparodie
Sie erkannten aber auch die unfreiwillige Komik, die manchen Bänkelsängerauftritt auszeichnete, und nutzten auch diese, als sie den Bänkelsang vom Markt in den Salon holten, als "Salonbänkelsang", oder - wie man damals, Gleim folgend, sagte - als Romanze (36).

Diese komische Romanze gehört, wie schon gesagt, ins Vorfeld der Kunstballade. Sie entwickelte aber daneben ein Eigenleben, das im 19. Jahrhundert eine durchaus eigene Tradition entfaltet, als geistreiche Unterhaltung, Spiel mit Bildungsinhalten, Literaturparodie oder -satire und - durchgängig - Parodie des Bänkelsangs, deren berühmtestes Beispiel das "Sabinchen" wurde: "Sabinchen war ein Frauenzimmer, / Gar hold und tugendbaft, / Sie diente treu und redlich immer / Bei ihrer Dienstherrschaft. / Da kam aus Treuenbritzen / Ein junger Mann daher, / Der wollte gern Sabinchen besitzen / Und war ein Schuhmacher."

Mehrere Varianten dieser Bänkelsangparodie, ihre Publikationsgeschichte über die "Fliegenden Blätter", die "Musenklänge aus Deutschlands Leierkasten" (1849) bis ins studentische Kommersbuch einerseits bzw. zu den "Neu-Ruppiner Bilderbögen" (37) andererseits sind exemplarisch für die Beliebtheit dieses Genres. Und speziell diesem Genre entnahm Wilhelm Raabe offensichtlich die Anregung zu einem seiner humoristischsten Romane, dem "Horacker" (1876).

Anmerkungen
1) Veit Riedel: Der Bänkelsang. Wesen und Funktion einer volkstümlichen Kunst. Hamburg: Museum für Hamburgische Geschichte 1963.
2) Leander Petzoldt: Bänkelsang. In: R. W. Brednich, L.Röhrich, U. Suppan (Hrsg.): Handbuch des Volksliedes. Bd. 1: Die Gattungen. München: Fink 1973; ders.: Bänkelsang. Vom historischen Bänkelsang zum literarischen Chanson. Stuttgart: Metzler 1974 (Sammlung Metzler, 130).
3) Wolfgang Braungart: Bänkelsang. Texte - Bilder - Kommentare. Stuttgart: Reclam 1985 (RUE, 8041).
4) Während alle davor erschienenen Anthologien bereits im Wortlaut unzuverlässig sind, bringt Petzoldt 1978 zum erstenmal einen umfassenden Reprint einschlägiger Hefte (= Die freundlose Muse. Texte, Lieder und Bilder zum historischen Bänkelsang. Stuttgart: Metzler 1978). Doch genügt eigentlich erst die Edition Braungarts (s. Anm. 3) in ihrem Anhang den philologischen Forderungen, die auch an eine Edition von Bänkelsänger-Literatur gestellt werden müssen.
5) Erwin Sternitzke: Der stilisierte Bänkelsang. Diss. Marburg 1933.
6) Karl Riha: Moritat, Song, Bänkelsang. Zur Geschichte der modernen Ballade. Göttingen: Sachse & Pohl 1965 (Schriften zur Literatur, 7).
7) Moritat, Bänkelsong, Protestballade. Zur Geschichte des engagierten Liedes in Deutschland. Frankfurt: Athenäum Fischer Taschenbuch Verlag 1975.
8) Bänkelsang und Dichtung - Dichtung und Bänkelsang. In: Bänkelsang und Moritat. Stuttgart: Staatsgalerie 1975, S. 64 - B1.
9) W. Braungart: Emblematische Strukturen im Bänkelsang. In: Philobiblion 25, 1981, S. 97 - 116. (Vgl. dazu auch das Nachwort zu Anm. 3)
9a) Eine Ausnahme bildet der Aufsatz "Volksballade - Kunstballade - Bänkelsang" von Walter Hinck (in S. Schaefer (Hrsg.): Weltliteratur und Volksliteratur. München: Beck 1972), bei allerdings anderer Ausgangsfrage.
10) Vgl. Erich Seemann: Newe Zeitung und Volkslied. In: Jahrbuch für Volksliedforschung, Jg 3, 1932, S. 87 - 119.
11) Zit. nach Braungart (Anm. 3), S. 392.
12) Benjamin Neukirch: Herrn von Hofmannswaldau und anderer auserlesener und bisher ungedruckter Gedichte, Teil 6. 0.0. 1709, S. 343.
13) Erich Seemann: Bänkelsänger. In: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Berlin: de Gruyter, 2. Aufl., 1958.
14) Zit. nach Sammy K. McLean: The Bänkelsang and the Work of Bertolt Brecht. The Hague, Paris: Mouton 1972, S. 55.
15) Otto Görner: Der Bänkelsang. In: Mitteldeutsche Blätter für Volkskunde, Jg 7, 1932, H. 4, S. 160.
15a) Zur Popularität dieses Liedes vgl. zuletzt Peter Rühmkorf: Auf eine Weise des Joseph Freiherr von Eichendorff. In: Kunstücke - 50 Gedichte nebst einer Anleitung zum Widerspruch. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1962
16) "Kunstlieder im Volksmunde" nennt John Meier 1906 derart populär gewordene Gedichte.
17) Zit. nach Karl Heinz Kramer (Hrsg.): Lob der Träne. Ein Moritatenbuch. Köln, Berlin: Kiepenheuer & Witsch 1955, S. 133.
18) Zit. nach Elsbeth Janda u. Fritz Nötzold (Hrsg.): Die Moritat vom Bänkelsang oder Das Lied der Straße. München: Ehrenwirth 1959, S. 117.
19) Zit. nach Hans Adolf Neunzig: Das illustrirte [sic] Moritaten-Lesebuch. München: Nymphenburger Verlagshandlung 1973, S. 163. Der Titel des o.J. (1861) in Hamburg bei J. Kahlbrock Wwe verlegten Heftes lautet vollständig: Lenore, das Opfer blinder Liebe. Eine Geschichte aus Preußens großen Königs Friedrich II Helden- und Waffenthaten. Nebst dem Liede: Lenore fuhr um's Morgenroth.
20) Vgl. Lore Kain-Kloock: Gottfried August Bürger. Zum Problem der Volkstümlichkeit. Berlin: Rütten & Loening 1963, S. 166 u. passim.
21) Irma Emmrich: Die Balladen Schillers in ihrer Beziehung zur philosophischen und künstlerischen Entwicklung des Dichters. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jg 5, 1955/56, H. 1, S. 136.
22) Zit. Nach: Grimmelshausens Werke, Bd IV. Berlin u. Weimar: Aufbau-Verlag 1964,.S. 268.
23) Johann Beers Kurtzweilige Sommer-Täge. Abdruck der einzigen Ausgabe (1683). Halle: Niemeyer 1958, S. 283 ff. - Beer war, was sein Urteil mit erklärt, Musiker, zuletzt herzoglicher Konzertmeister am Weißenfeldischen Hofe, und verfaßte einige musiktheoretische Schriften.
24) Zit. nach Braungart (s. Anm. 3), S. 396.
25) Versuch einer Critischen Dichtkunst [...]. Leipzig: Breitkopf 1751, S. 15 (Anm. zu Horaz).
26) Ebd., S. 89.
27) Alle Goethezitate aus der Rezension von "Des Knaben Wunderhorn". Sämtliche Werke. Jubiläums-Ausgabe, Bd. 36, Stuttgart und Berlin: Cotta o.J., S. 247 ff. - Interessanterweise haben Arnim/Brentano in den 2. Teil des Wunderhorn aufgenommen "Des Pfarrers Tochter von Taubenhein" in einer volksliednahen Variation: "Da drunten auf der Wiesen / Da ist ein kleiner Platz, / Da tät ein Wasser fließen, / Da wächst kein grünes Gras."
29) Riha (s. Anm. 7), S. 13 ff.
30) Ebd., S. 42 ff.
31) Der genaue Titel lautet: Traurige und berühmte Folgen der schändlichen Eifersucht, wie auch heilsamer Unterricht, daß Eltern, die ihre Kinder lieben, sie zu keiner Heirat zwingen, sondern ihnen ihren freien Willen lassen sollen; enthalten in der Geschichte Herrn Isaac Veltens, der sich am 11. April 1756 zu Berlin eigenhändig umgebracht nachdem er seine getreue Ehegattin Marianne und derselben unschuldigen Liebhaber jämmerlich ermordet.
31a) Dies und die folgenden Zitate nach dem Exemplar der Stuttgarter Landesbibliothek.
32) Zit. nach Grimm: Deutsches Wörterbuch.
33) Eine sehr eindrucksvolle Radierung besitzt das Germanische Nationalmuseum Nürnberg HB 11 315, abgebildet in: Braungart (s. Anm. 3), S. 273.
34) Nachtwachen. Von Bonaventura. Leipzig: Insel 1980, S. 61 f.
35) Ebd., S. 62.
36) Vgl. Bänkelgesang und Singspiel vor Goethe. Hrsg. von Fritz Brüggemann. Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen. Aufklärung, Bd X.
37) Das "Sabinchen" ist in fast alle einschlägigen Anthologien aufgenommen worden. Neunzig (s. Anm. 19) verzeichnet die populäre Fassung. Janda/Nötzold (s. Anm. 18) verzeichnen auch die Urfassung. Der Neu-Ruppiner Bilderbogen ist wiedergegeben in Katalog "Bänkelsang und Moritat" der Stuttgarter Staatsgalerie.