Reinhard Döhl | Ballade, Bänkelsang, Legende
Die Romanze in der Romantik

Herders "Der Cid" ist ein Romanzen-Epos und im Zusammenhang der Vorlesung deshalb interessant, weil die Romanze im Gegensatz zur Ballade, oft zu Zyklen zusammengestellt ist, die dann den Charakter eine Epos annehmnen können. Gegen sie hatte Arno Holz mit seinen "Romanen in Romanzen" gezielt, auch wenn aus dem Kontext der "Blechschmiede" nicht hervorgeht, an welche "Romane in Romanzen", an welche Autoren Holz hier speziell gedacht hat. In Frage kommen oder kämen vor allem Friedrich Schlegels "Roland, ein Heldengedicht in Romanzen" oder - demselben Thema verpflichtet - Friedrich de la Motte-Fouques "Romanzen aus dem Tale Ronceval", weniger Clemens Brentanos Fragment gebliebene, historisch weitausholende "Romanzen vom Rosenkranz".

(Zu romantischer Romanzenparodie vgl. auch Platens "Romanze für den Berliner Musenalmanach" (Pikulik, 246)).

Aber gegen diese Heldenepen in Romanzen hatten bereits lange vor Holz Heinrich Heine mit seinem "Atta Troll" (1847) und vor ihm Karl Leberecht Immermann mit seinem "Tulifäntchen" gezielt, einem "Heldengedicht in drei Gesängen" (1830; Neufassung 1835). Dieses heute noch vergnüglich zu lesende "Heldengedicht", das seinen Reiz der Kollision des pathetischen Anspruchs traditioneller Heldendichtung mit der "Albernheit" des Dargestellten verdankt, ist auch deshalb erwähnenswert, weil Heine mit über 100 Verbesserungsvorschlägen metrischer und stilistischer Art diesem Heldengedicht tatkräftig Pate gestanden hat.

Um wenigstens zwei Kostproben zu geben:

Tulifäntchen ist auf der Suche nach ritterwürdigen Abenteuern in "Das Land der Weiber" gekommen und interessiert sich - wie die heutigen Leserinnen von "Feminax & Walkürax" - für die Frage:

Wie erhält wohl euer Staat sich
Ohne Männer für die Folge?
Ich will die Antwort nicht vorenthalten und zitiere die Begleiterin des Tulifäntchens im "Land der Weiber", eine "kräftige Brünette":
Dafür auch ist schon gesorget.
Denn Provinzen, neu erobert,
Grenzen an des Paradieses
lang verschollnen grünen Garten.
Dort wächst eine Art von Bäumen,
so die teuren Schwestern alle
Ohne jenen Spruch des Fluches
- eine Fußnote verweist hier auf 1. Moses, Kap. 3, V. 16 -
Hätt' der Mühe überhoben,
Die seitdem herkömmlich worden.
Denn es reifen an den Ästen
Dicht und voll die schönsten Kinder.
Dieser Baumfleck ist Regale.
Welche nun der Weiber wünschet
Mutterfreuden zu genießen,
diese löset von der Herrscherin
Auf gestempeltem Papiere
Einen Kinderschein, und darf dann
So viel Früchtchen, als sie liebet,
Dort sich von den Zweigen schütteln.
Siehe, Jüngling, so erneut sich
Ohne Männer, ohne Kindsnot
Unser Staat allein durch Baumobst.
Eine zweite Kostprobe betrifft die Reichsfinanzen, die ebenfalls nicht unaktuelle Frage, wie gespart werden kann und soll. Ich zitiere:
Aber jetzt erschien die Kön'gin,
Die Reichsapfeldosenträg'rin,
Und geruhte sich zu äußern:
"Unsre Stunde war sehr fruchtbar:
Künftig wird, behufs Ersparung
Überflüss'ger Dinte, niemals
Übers i der Punkt gesetzet.
Dies erdachten wir zum Heile
Treuer Untertanen gnädigst.
Das Gesetz emporzuhalten,
Werden wir sofort ernennen
Hndertzwanzig Kommissarien
Mit auskömmlichen Diäten.
Ich darf damit den Komplex der Romanzen-Zyklen bzw. -Epen abschließen und wende mich der Frage zu, wie die Romantiker die Eigenart der spanischen Romanze zu verstehen und sie von der bis dahin vorliegenden Balladenliteratur abzugrenzen versuchten bzw. wieweit nicht. Dazu hatte ich bereits in der letzten Woche August Wilhelm Schlegel zitiert, und wiederhole deshalb nur noch einmal die zentralen Gedanken (wobei ich die auch hier auffällige terminologische Unsicherheit zwischen Ballade und Romanze nicht noch einmal berücksichtige).

Zunächst versucht Schlegel in seinem Aufsatz über Bürger eine inhaltliche Abgrenzung der Romanze von der Ballade. "Es ist bemerkenswert", schreibt er dort, "daß in diesen südlichen Dichtungen nirgends eine Spur von Gespenstern oder anderen Schreckbildern der Phantasie anzutreffen ist, da in den nordischen Balladen, besonders der Engländer, Schotten und Dänen alle Schauer der Geisterwelt kalt und leise und um so erschütternder ins Leben hinüberwehen."

Eine zweite, eher formale Bestimmung nimmt Schlegel dann in seinem Aufsatz über "Romanzen und andere Volkslieder" vor, wenn er schreibt: "Volksgesang haben wohl alle nicht ganz verwahrloste Nationen gehabt, aber nicht eben Romanzen, wenn wir diesen Namen auf den Begriff einer in leichtem Gesange dargestellten Geschichte beschränken."

Und er fährt nach einem Blick auf die nordischen "Volks-Romanzen" (dies Schlegels Begriff!) fort: "Von ganz verschiedener und eigener Gestaltung aber sind die spanischen Romanzen. Die letzten haben sämtlich eigentlich nur ein einziges Silbenmaß, welches daher auch den Namen der Gattung selbst bekommen hat; eine sehr mannigfaltige, aber untereinander ähnliche."

Ich überspinge ein paar Zeilen und setzte zitierend dort wieder ein, wo Schlegel darauf hinweist, daß die spanischen Romanzen "ganz für sich existieren", aber auch "nach einer ganz anderen Verwandtschaft hinweisen, nämlich mit dem Arabischen". "Ich sehe", schreibt Schlegel, "in den nordischen Romanzen (= Balladen!  R.D.) nirgends eine Spur des Verkehrs mit diesen südlichen Dichtungen, keinen Übergang von den einen zu den anderen, und glaube vielmehr, daß die spanischen Romanzen außer Landes gar nicht bekannt geworden, noch den mindesten Einfluß gehabt."

Schlegels Hervorheben des "leichten Gesangs", des "einzigen Silbenmaßes", des "mannigfaltigen, aber untereinander ähnlichen" betont bereits, was die Romantiker an der Romanze besonders faszinierte, ihre Form und Musikalität. Das erhellt schon an einer Kleinigkeit. Die Romantiker übernahmen nämlich nicht nur den von Herder etablierten Romanzenvers, sie legten besonderes Gewicht dabei auf den Romanzenton: die Assonanz nämlich, d.h. die Wiederkehr der gleichen Vokale. Die hatte Herder noch als "Reimtrometen und Pfeifchen" ausschließen wollen, weil sie das Ohr auf "arabische Weise" betäuben würden.

Die Fülle dessen, was die Romanze in der Romantik leistete, mal in geringerer, mal in weiterer Entfernung zur Ballade, kann ich hier nur in Stichworten andeuten und problematisieren. In der Forschung werden die meisten in den Balladenanthologien anzutreffenden Beiträge Eichendorffs, obwohl sie zumeist den Romanzenvers nicht verwenden, als Romanzen angesprochen. Ich gebe ein Beispiel.

In dem 1988 erschienenen Band "Gedichte und Interpretationen. Deutsche Balladen" überschreibt Günter Niggl seinen Beitrag: "Überwindung der Poesie als Zaubernacht? Zu Joseph von Eichendorffs Romanze 'Der stille Grund'". Dennoch ist dies nicht wissenschaftliche Willkür, sondern folgt Eichendorffs eigener Einteilung seiner Gedichte in Wander- und Zeitlieder, eine Gruppe, die er "Frühling und Liebe" überschrieb, in geistliche Lieder, Totenopfer und eben in "Romanzen", eine Gruppe von immerhin rund 50 Gedichten. Da Eichendorff aber auch aus dem Spanischen übersetzt hat, und zwar im Romanzenvers, handelt es sich hier nicht um Unvermögen, sondern um die Absicht, den Begriff nicht ausschließlich an das einzige Silbenmaß der Vorlage zu binden. Was die "Romanzen" Eichendorffs, unter denen sich "Das zerbrochene Ringlein" ebenso befindet wie die Lorelei-Variante des "Waldgesprächs" charakterisiert, ist oft nur noch ein Minimum an Geschehen, exemplarisch z.B. in jenem Gedicht, das aus gerechnet "Romanze" überschrieben ist:

"Felsen, Bäume, Blumen, Sterne,
Nacht, so zaubrisch aufgegangen!
Ach, wie schön, hinauszutreten
In den Duft der Pomeranzen,
Kennend weiter kein Verlangen,
Als den Duft nur nach Verlangen.
Seiden wallende Gewande,
Edelstein, Rubin, Smaragden,
Nicht noch löß ich euch vom Leibe,
Von den Locken, weißen Armen;
Denn nicht Zierrat seid ihr mir nur,
Mit mir scheint ihr aufgewachsen,
Eine hold verträumte Blume,
Von der Tage Strahl erblassend;
In der Dunkelheit der Nächte
Mildes Glänzen gern entfaltend,
Felsen, Bäumen, Blumen, Sternen,
Wie ich liebe, süß zu sagen."
Also sprach Viola, die mit
Goldnen Sternen liebt zu wachen;
Denn ein wunderbares Singen
Wohnte lange in dem Tale.
Was die anderen Romanzen Eichendorffs anbetrifft, so das genannte "Waldgespräch", "Die verlorene Braut" oder die Wiedergängerromanze "Der Reitersmann", so nähern sie sich zum Teil doch sehr wieder dem Gespenstischen, den "Schreckbildern der Phantasie" und dem "Schauer der Geisterwelt", den Schlegel für die "nordischen Balladen" als signifikant, für die südlichen Romanzen jedoch als untypisch bestimmte. Das gilt, auf andere Weise, bereits für das noch zu entdeckende Romanzenwerk Ludwig Tiecks, dessen Romanzenverständnis weiter streut als bei Eichendorff, obwohl die von ihm ausdrücklich als Romanzen ausgewiesenen Gedichte in nur fünf Jahren, zwischen 1799 und 1804 entstanden sind.

Ohne Frage gipfelt Tiecks Romanzendichtung im Auftritt der Romanze als dramatis persona im Lustspiel "Kaiser Octavianus" aus dem Jahre 1804. Dem "Dichter" erscheint sie im "Prolog", dem "Aufzug der Romanze", als "ein wunderbares Bild"; sie selbst stellt sich vor als Kind von "Glaube" und "Liebe", zu denen wiederum "Tapferkeit" und "Scherz" gesellt sind. Im Romanzenvers sprechend, ist sie von Tieck gedacht als Allegorie der romantischen Poesie. Entsprechend endet ihr Auftritt im "Prolog" mit den berühmten vier Versen:

Mondbeglänzte Zaubernacht,
Die den Sinn gefangen hält,
Wundervolle Märchenwelt,
Steig' auf in der alten Pracht!

Das geht weit über eine "Romanze" Friedrich Schlegels, erschienen in Vermehrens Musenalmanach auf das Jahr 1803, hinaus, in der Witz und Freude ihre Familie gründen. Und es ist, wie diese, weit entfernt von der spanischen Romanze als einer Gattung des erzählenden Gedichts.

Näher dem volkstümlich erzählenden Gedicht, wenn auch nicht mit ihm vergleichbar, sind die drei schwer deutbaren Romanzen "Das Wasser", "Die Rose" und "Die Lilie" aus dem Jahre 1803. Ich gebe eine Probe aus "Die Rose". Der noch jungfräulichen, "dem Meere jüngst entsprossen(en)" Venus begegnet "aus dem Walde" tretend, ein "Jüngling".

Und wie Flammen angezogen
Fliegen zündend ihre Blicke,
Brennen nichtmehr hier und dorten,
Beider Blick ist jetzt nur einer.
Liebe, einsam noch und ohne
Liebe, wird nun bang und feurig,
Fühlt sich zweifelnd neu geboren.
Doch der Jüngling tritt zur Jungfrau;
Und sie halten sich umschlossen,
Und die Unschuld lehrt sie küssen,
Und es treibt zum süßen Zorne
Wie sie sehnen und ermatten,
Kaum erkannt ein Liebeswollen:
Und im Sträuben und Ergeben
Löset sich der wunderholde
Zauber, Liebe wird zur Liebe,
Und der Flur wird von dem Zorne,
Von den Küssen, von der Milde
Ein Andenken wie zum Zolle
Dargebracht; dem heil'gen Blut
Zittert gleich das Feld voll Wollust,
Und es rauschen und es treiben
Quillend ungestüm die rothen
Blumen her, bedecken blutig,
Lächelnd, küssend, voll und voller,
Knospend, blumend, ganz den Anger,
Und die Göttin weiht die Rose
Zu dem Eigenthum der Liebe:
Also wurdest du geboren
Mädchenblume, Liebesblume,
Rosenblume, süße Rose.
Es ist nicht schwer, die der Rose gemäße o-Assonanz dieser Romanzenverse herauszuhören. Und es ist kaum verblüffend, wenn jetzt der Lilien-Romanze eine i-, der Wasser-Romanze eine a-Assonanz zugeordnet sind. Der Sinn der auszugsweise zitierten Rosen-Romanze erschließt sich leichter, wenn man weiß, daß "für das Altertum, aber auch für die großen Astrologen wie Agrippa von Nettesheim (...) die Rose die eigentliche Blume der großen Göttin Venus, (und) damit der glücklichsten Zeit des Jahres, der Liebe, der Schönheit" zugeordnet ist. (Lexikon der Symbole). Im Falle der Lilien-Romanze wird man sicherlich auch an die Bedeutung der Lilie in den mystischen Schriften Jakob Böhmes denken müssen, die bekanntlich von größerem Einfluß auf die romantischen Dichter (wie Tieck) und Maler (wie Philipp Otto Runge) war.

Noch einen Schritt weiter nähern sich der traditionellen Romanze "Die Zeichen im Walde" mit Ihrer gelegentlich unfreiwillig komischen U-Assonanz:

O mein Sohn, wie gräßlich heulend
Klagt herauf vom Moor die Unke!
Hörst du wohl die Raben krächzen?
Die Gespenster in dem Sturme?
Allerdings verweisen die Elemente des Schrecklichen und Schaurigen - ein Ritter begegnet den Angstvisionen seines Vaters mit vernünftigen Erklärungen, bis sich diese Visionen als wirklich enthüllen, der Teufel den Vater wegen einer alten Schuld holt, worauf der Ritter, für die Schuld seines Vaters sühnend, Eremit wird -

Allerdings verweisen, sagte ich, die Elemente des Schreckens und des Schaurigen inhaltlich auf die nordische Ballade, auf die vom Stofflichen her auch die restlichen wichtigen "Romanzen" Tiecks verweisen, "Der getreue Eckart" aus dem Jahre 1799 und in meiner Zählung~ zugleich Tiecks erste "Romanze" überhaupt, sowie die drei letzten "Romanzen", die Gegenstände aus der germanischen Sagenwelt behandeln: "Siegfrieds Jugend", Siegfried der Drachentödter" und "Weland" (= Wieland, der Schmied, R.D.) aus dem Jahre 1803.

Auffällig verläßt Tieck mit ihnen auch den Romanzenvers und die Assonanz:

Wir hören große Wunder
Vom großen Weland sagen,
Sein Vater, Riese Vade,
Bracht ihn in jungen Tagen

Zu Mimer, dem verständgen,
Dem Schmid im dunklen Than,
Dann kam Weland zu Zwergen,
Wo er mehr Kunst gewann.

Zum König Nidung ging er,
Sein Ruhm war weit bekannt,
Er wirkte schöne Schwerdter,
Und manchen Schildesrand.

Und Messer, wunderkünstlich,
Auch Becher goldner Pracht,
Er wurde für den klügsten
Und besten Schmid geacht't.

Durch Welands Weisheit siegte
Nidung, vom Feind gequält,
Drum ward des Königs Tochter
Dankbar dem Mann vermählt.

Als nun der Feind geschlagen,
Weland zum König trat,
Doch zürnend hörte dieser
Nicht, was der Schmid ihn bat.

Die Sage von Wieland, dem Schmied ist bekannt. Tieck folgt ihr, wie in den beiden Siegfried gewidmeten Gedichten der Siegfriedsage, weitgehend stoffkonform, so daß ich das Zitat hier abbrechen kann.

Ein wenig anders verhält es sich im Falle des "Getreuen Eckart", einer Romanze, die, mit Goethes gleichnamiger Ballade aus dem Jahre 1813 zu vergleichen, reizvoll wäre. Denn während Goethe dem Stoff das Irrationale zurückgab und zugleich milderte (= Eckart als Warner der Kinder!), steigert Tieck ins Dämonische und Tragische und versucht zugleich, die disparaten Stoffelemente der Volkssage (= Tannhäuser) und der Heldensage (Eckart als Ratgeber Dietrich von Berns) und Warner (der Nibelungen)) wieder zu verbinden.

Aber das ist nur das inhaltlich Interessante. Zu diesem gesellt sich nämlich formal und zweitens der Hildebrandston, "der zur oft benutzten Variante der Nibelungenstrophe in der Volksballade, im Volks- und Kirchenlied wird" (MLL), wobei die Langzeile verloren ging und eine 8zeilige Strophe entsteht, zum Beispiel im Volkslied "Herzlich tut mich erfreuen" oder Paul Gerhardts "0 Haupt voll Blut und Wunden".

Zwar haben wir es bei Tieck nur mit vierzeiligen Strophen zu tun. Aber ein genaueres Nachlesen zeigt schnell, daß sich zumeist zwei Strophen leicht zu einer 8zeiligen Einheit verbinden lassen. Ganz deutlich bereits beim Übergang von Strophe 1 zu Strophe 2, denn die erste Strophe endet ohne Satzzeichen, ist also schon von der Zeichensetzung her als unvollständig zu erkennen.

Die literaturhistorische Leistung Tiecks, diese ursprünglich mittelalterliche Strophe aus dem Volks- und Kirchenlied wieder der Literatur zurückgewonnen zu haben, wird ganz erst deutlich, wenn man hinzufügt, daß in der Romantik dann auch die Langzeile wieder in bewußter Erneuerung alter Töne aufgegriffen wird, etwa in Ludwig Uhlands "Des Sängers Fluch":

Es stand in alten Zeiten ein Schloß so hoch und her.
Weit glänzt' es über die Lande bis an das blaue Meer.
Und rings von duft'gen Gärten ein blütenreicher Kranz,
Drin sprangen frische Brunnen im Regenbogenglanz.
Tritt an die Stelle des Reimes die Assonanz, bleibt es allerdings bei der dreihebigen Kurzzeile, etwa in Friedrich Rückerts "Barbarossa", aus dem ich als Beispiel die erste und letzte Strophe zitiere:
Der alte Barbarossa,
Der Kaiser Friederich.
Im unterird'schen Schlosse
Hält er verzaubert sich.

Und wenn die alten Raben
Noch fliegen immerdar,
So muß ich auch noch schlafen
Verzaubert hundert Jahr.

Das romantische intensive Interesse an der spanischen Romanze geht also über Herders Versuch der Nachbildung deutlich hinaus, führt von der anregenden Vorlage weg zur poetischen Allegorisierung oder es nimmt andere, der Balladengeschichte inzwischen eingeschriebene Einflüsse, inhaltliche Elemente der nordischen Ballade auf und wechselt schließlich sogar den Romanzenton zugunsten einer in die deutschsprachige Literatur des Mittelalters zurückweisende Strophenform.

Heine wird dies später verspotten und  mit seinem "Romanzero" zugleich das letzte große Romanzenkapitel der deutschsprachigen Literatur schreiben.