Gückselig wäret ihr, Händschuch,
wann ihr sollt können
Eur groß Glückseligkeit vernünftiglich
erkennen:
Es sollen herbergen in euch zwei Händelein,
Die weißer als der Schnee, purer
dann Helfenbein.
Deren Subtiligkeit die schönsten Perlen
weichen.
Was soll ich aber sie viel mit dem Schnee
vergleichen,
Mit Perlen oder mit einigem Helfenbein?
In ihnen alles ist, was irgend schön
mag sein.
Sehr hier die Nägelein, so zierlich
rund beschaffen,
Der zarten Jungfrauschaft holdselig Wehr
und Waffen,
Sehr hier die hurtige, gebogne Gleichelein,
Die Amor höher hält als selbst
den Bogen sein.
Seht hier die Fingerlein, die er vor Pfeil
tut preisen
Seiner Artillerei, ob sie sich schon erweisen
Ungleich in ihrer Läng', seind sie
doch gleich in dem,
Daß sie vor anderen allein sein
angenehm.
Beseht die flache Hand, inwendig der ihr
finden
Werd't manch verborgne Kunst, nit jedem
zu ergründen,
Ihr werdet finden viel Geheimnus der Natur
Artig gezirkelt aus, gleich als mit einer
Schnur.
Da stehet all mein Glück und Unglück
ufgeschrieben,
Da steht, wie hoch ich sie, wie hoch sie
mich muß lieben,
So manche Linie sich allda entwerfen tut,
So manche Tugend hält in sich ihr
keuscher Mut.
Glückselig seid ihr zwar, Händschuch,
denen vergönnet,
Daß ihr der Liebsten Händ'
so ofte küssen könnet;
Stolziert drumb aber nicht, die Ehr' so
ihr empfangt,
Von ihr allein und nicht von euch an euch
gelangt.
Wie stattlich ihr auch seid, wann sie euch
an ihr träget,
Also gering ihr seid, sobald sie euch
ableget,
Doch weil ihr durch mich seid gebracht
zu diesem Glück,
Laßt mich genießen auch bisweil
ein' guten Blick.