In der Heimat fremd genannt,
Heimat ahnend im verschloß'nen
fremden Land,
tiefverletzt, von rauhem
Arm getroffen,
hingeworfen zwischen Furcht
und Hoffen,
jede Freude trägt ein
Bleigewicht -
ist es Prüfung oder
- ist's Gericht?
Alte Bücher wissen von
Erwählung,
fromm erschauernd las man
die Erzählung.
Auserwählt zum Leid
- wie gut zu sagen,
eh du selber deine Last
getragen,
eh den Tag du, der dir angefangen,
angeklagt, daß er
noch nicht vergangen,
eh der Tröster nachts
dich floh, der Schlaf,...
eh dich selbst die Hand
des Schicksals traf...
Heute: brüten, planen,
leeres Spiel -
morgen: flüchten, irren
ohne Ziel -
Arbeit: freudlos, stumpfen
Sinns, verdrossen -
Ruhe: wie ein schaler Trank
genossen -
Hände, die sich keinem
Tun verwehren,
hängen - keiner fordert
sie - im Leeren.
Alte siechen, dumpf in sich
verkrochen,
lahm die Seele, Mut und
Stolz gebrochen,
Kinder wachsen auf, schon
leiderfahren,
eh sie ihres Jungseins inne
waren...
Auserkoren...! Eher scheinst
du fast
Gottes weggeworfener Ballast
-
Nur - du bist noch da in
Seiner Welt,
in der Winkel finstersten
gestellt...
Alte Bücher voll entrückter
Kunde -
steht da nicht vom Pfeil,
der seiner Stunde
harrt, im Köcher dunkel
tief verwahrt?
Ach, es ward so viel geoffenbart,
ach, und wir sind müd,
jahrtausendmüd,
unser Frühling ist
schon längst verblüht...
In den Synagogen dumpfe Beter
warten auf ein wesenloses
Später,
kraftlos Heute, hoffnungsloses
Morgen -
nein, die sind nicht
Pfeil und nicht verborgen.
Und die andern - wandern,
fort und fort,
viel zu stumpf für
ein verhülltes Wort.
Jene aber, die zurückgefunden,
die ihr Leben an das Land
gebunden,
Heimatboden pflügen,
jäten, graben,
wollen nicht von Worten
Weisung haben.
Und mit Fug: sie sind in
Tages Haft,
Erde fordert ihre ganze
Kraft.
So verborgen ist der Pfeil.
Vermissen
mögen die ihn nur,
die von ihm wissen,
weil auch sie der Stimme
Diener sind,
Angewehte von dem ewigen
Wind,
Boten, die für unser
aller Qualen
mit dem Wort in ihrer Seele
zahlen,
mit dem Wort, das, weil
es keiner braucht,
unvernommen ins Verborgne
taucht,
in des Köchers schützenden
Verwahr...
Einmal wird die Botschaft offenbar.
1937