Reinhard Döhl | Spiele

4. Satz | Non vitae sed scholse discimus oder Götterdämmerung

Wagner (Melodie 16)

Erzähler Van der Straaten indes bemerkte nichts von dieser Verstimmung und klammerte sich nur immer fester an seinen Thusneldastoff.

Die Stimme van der Straatens Ich frage jeden, ob dies eine Thusnelda ist? Höher hinauf, meine Freunde. Göttin Aphrodite, die Venus dieser Gegenden, Venus Spreavensis, frisch aus demselben Wasser gestiegen, das uns eben erst unsern teuren Elimar zu rauben trachtete. Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll. Aus der Spree gestiegen, sag' ich. Aber so mich nicht alles täuscht, haben wir hier mehr, meine Freunde. Wir haben hier, wenn ich richtig beobachtet, oder sagen wir, wenn ich richtig geahnt habe, eine Vermählung von Modernem und Antikem: Venus Spreavensis und Venus Kallipygos. Ein gewagtes Wort, ich räum' es ein. Aber in Griechisch und Musik darf man alles sagen. Nicht wahr, Anastasia?

Die Stimme der Venus Ja, das ist wahr,

Die Erzählerin von G. bemerkte Venus mit einem Blick nach dem Spiegel, den aber Flora, trotz ihrer Magerkeit, anmaßenderweise vollständig in Beschlag genommen hatte.

Die Erzählerin von H. Ilse war einstweilen in den Nebensaal getreten.

Flügel (Melodie 17)

Die Erzählerin von H. Die Kunstschätze standen und lagen noch durcheinander und harrten der ordnenden Hand, das sah man.

Flügel (Melodie 17)

Die Erzählerin von H. Aus Kisten, zwischen Heu und Stroh hervor, leuchtete Marmor; pompejanische Bronzen lagen auf den Tischen und antike Terrakotten

Flügel (Melodie 17)

halbzerbrochene Tonornamente mit Farbspuren

Flügel (Melodie17)

auf dem Fußboden. Es war überhaupt des Zerbrochenen und Zerbröckelnden viel - über eine geschlossene Kiste hingestreckt lag sogar eine weibliche Gestalt ohne Hände und Füße.

Flügel (Melodie 17)

Die Erzählerin von H. Die steinernen Titanen des Teiches lagen nicht mehr auf blauer Samtdecke - ein riesiger Eisbrillant trug sie in seiner Mitte, und sie hatten Schneeturbane über den bärtigen Gesichtern, und das leichtgeschürzte Florgewand der frierenden Diana säumte dicker, weißflockiger Winterpelz.

Carl Frei Konzert-Orgel (Melodie 18)

Die Erzählerin von G. Sämtliche Göttinnen ohne Ausnahme hatten sich dem Modezepter der üppigen Kaiserin von Frankreich willig unterworfen und ließen ihre weiten Gewänder über die Krinoline herabfließen.

Harmonika oder kleine Chansonbesetzung (Melodie 19)

Die Stimme der Ceres Denn,

Die Erzählerin von G. meinte die Ceres, eine ziemlich kompakte Blondine, auf deren geröteter Stirn ein ganzer Erntesegen schwankte,

Die Stimme der Ceres man sähe ja zum Skandal aus und es sei auch rein unmöglich gewesen, ohne diesen Halt die Ähren und Klatschrosenbüschel auf ihrem Kleide zu arrangieren.

Harmonika oder kleine Chansonbesetzung (Melodie 19)

Die Erzählerin von G. Wie Frau Ceres zu den Zeiten ihres Glanzes sich aus dieser Verlegenheit geholfen haben mochte, das war nach dieser Erklärung ein interessantes Problem.

Harmonika oder kleine Chansonbesetzung (Melodie 19)

Die Erzählerin von H. Die Tür linker Hand war weit zurückgeschlagen,

Harmonika (Melodie 19)

ein zweiter Saal tat sich auf, ein Saal mit Oberlicht. Durch eine weite und tiefe Kuppel inmitten des Plafonds strömten die Sonnengluten blendend herein auf hingestreckte weiße Menschenglieder, auf eine drohend emporgereckte, keulenschwingende Menschengestalt

Flügel (Melodie 9, äußerst verstimmt, oder präpariertes Klavier)

aber auch über liebliche Frauenbilder in faltenreichen, weich niedersinkenden Gewändern.

Harmonika oder kleine Chansonbesetzung (Melodie 19)

Die Erzählerin von G. Auf dem Gürtel der Venus glänzten einige steinbesetzte Rokoko-Schuhschnallen, und der schlecht befestigte silberne Halbmond auf Dianas Scheitel zeigte bei jeder Kopfbewegung eine löschpapierne Kehrseite.

Flügel (Melodie 9)

Die Erzählerin von R. Das blendend schöne Weib war wie überschüttet von der roten Glut, und als die Saiten in stürmischer Gewalt unter den schlanken Händen erbrausten

Flügel (Melodie 9)

während sie langsam die Wimpern hob

Flügel (Melodie 9)

und die lodernden Augen wie in trunkener Selbstvergessenheit durch das Zimmer schweifen ließ

Flügel (Melodie 9)

da erinnerte dieser Kopf freilich nicht an das keusche Gebilde der heiligen Cäcilie, wohl aber an jene trojanische Helena, deren Gestalt noch zu uns herüberdämmert voll bestrickenden Liebreizes, aber auch angestrahlt von der Glut, welche Dämonen schüren.

Orchester (Melodie 20)

Die Erzähierin von R. Und nun begann die unvergleichliche Musik zum Sommernachtstraum. Der Purpurvorhang rauschte empor - da lag die ruhende Titania, bedient von ihren Elfen!... Nie hat wohl jene diamanifunkelnde Frau einen solchen Sieg gefeiert wie in diesem Augenblick!

Orchester (Melodie 20)

Die Erzählerin von G. Die Assessorin teilte in wenigen flüchtigen Worten mit, daß zur Feier des Geburtstages ihres Mannes lebende Bilder aus der Mythologie gestellt werden sollten, zu welchem Zwecke sich das darstellende weibliche Personal bereits eingefunden habe.

Die Stimme der Elisabeth Nun, meinetwegen können sie ihm Denksäulen errichten oder Lorbeeren streuen, soviel sie wollen, ich kann es ihm nicht vergeben, daß er über diesem toten Krame die Ansprüche vergißt, die das Leben an ihn zu stellen berechtigt ist, daß er vielleicht nach einem unversehrten Küchenzettel des Lukull oder Gewißheit darüber sucht, ob die Römer in der Tat ihre Fische mit Sklavenfleisch fütterten, während die Armen auf seinen Gütern hungern und unter der Geißel der Baronin in ein modernes Sklavenjoch getrieben werden.

Die Stimme des Fürsten Alterieren Sie sich nicht, meine liebe Falkenberg,

Die Erzählerin von G. sagte der Fürst, der zugegen war, sichtlich amüsiert,

Die Stimme des Fürsten Ihre Einleitung hat etwas vom grandiosen Stil der Kassandra... aber ich spüre noch nichts von dem geweissagten Erdbeben, und zu meiner Befriedigung bemerke ich auch,

Die Erzählerin von G. sein Blick streifte lächelnd drunten den stillen Marktplatz,

Die Stimme des Fürsten daß meine getreuen Untertanen sich ruhig verhalten.

Jahrmarktsorgel (Melodie 18)

Die Erzählerin von A. In den vornehmen hohen Zimmern, wo jahrhundertelang nur Bendelebens gelacht und getrauert hatten, tobte eine Schar flachshaariger, kompakter Kinder, die sogar mit der Armbrust nach den bunten Göttern am Plafond des Speisesaales schossen, bis der wackere Vater und die brave Hausfrau, um nicht den Anblick von verstümmelten Rosen und fehlenden Augen zu haben, die vorwurfsvoll auf sie niederzublicken schienen, den Tüncher kommen und die ganze bunte Herrlichkeit weiß übermalen ließen, das "Vive la joi e!" dazu.

Jahrmarktsorgel (Melodie 18)

Erzähler Von Hugo Großmann wurde selten gesprochen, seine Photographie hing mit einer schwarzen Schleife über der Chaiselongue, und zweimal im Jahr kriegte er nach Woldenstein hin seinen Kranz. Rebecca hatte sich verheiratet. Botho nahm das Blatt. Dann gab er es ihr zurück und sagte mit soviel Leichtigkeit im Ton, als er aufbringen konnte:

Die Stimme Bothos Was hast du nur gegen Gideon, Käthe?

Erzähler Am Abend aber gaben die Puppenspieler den "Sündenfall"). Der Saal war gefüllt und der Beifall groß. Niemand achtete des Wechsels, der in Besetzung der Rollen stattgefunden hatte. Zenobia spielte den Engel. Nach einer halben Stunde hatte sich Stine soweit erholt, daß sie sprechen konnte. Schmidt weinte vor sich hin. Aber mit einem Male war er wieder da.

Die Stimme von Schmidt Alles ist Unsinn. Wer es bestreitet, ist ein pecus. Nicht war, Kuh... Kommen Sie meine Herren... Wir wollen nach Hause gehen.

Erzähler Rollo, der bei diesen Worten aufwachte, schüttelte den Kopf langsam hin und her, und Briest sagte ruhig:

Die Stimme von Briest Ach Luise, laß... das ist ein zu weites Feld.

Erzähler Und sie umarmten und küßten sich, und eine Stunde später brannten ihnen die Weihnachtlichter in einem ungetrübten Glanz.

Fließen auf Erden der Tränen auch viel, über ein Kleines hat alles | Hast du Töne oder Die Gewalt der Musik | Alle Jahre wieder oder Leise rieselt der Schnee | Non vitae sed scholae discimus oder Götterdämmerung | Häschen in der Grube oder Von der Volksgesundheit | Märchen haben kurze Beine nur die Wahrheit die hat keine | Der letzte Satz oder Ende schlecht alles recht