Archiv | Rundbrief des Oberbürgermeisters Hans Högn an die Teilnehmer an den Tagen für "neue literatur in hof" 1966-68

Stadt Hof 8670                                                                                                       Hof, den 17. Dezember 1968

Sehr geehrter Herr

Wie Ihnen vielleicht schon bekannt ist, wurde anläßlich eines Empfangs für die Teilnehmer der "Hofer Literaturtage 1968" eine Anregung Claus Hennebergs aufgegriffen und die Errichtung eines "archivs für neue literatur in hof" vorgeschlagen.

In der Besprechung mit den anwesenden Autoren, die sich spontan zur tatkräftigen Mithilfe beim Aufbau eines derartigen Archivs bereit erklärten, wurde u.a. von Helmut Heißenbüttel auf die Bedeutung eines Archivs hingewiesen, in dem die Verbindung von Literatur und Kunst dokumentiert würde, von Josef Hirsal auf das Interesse, dem dieses Archiv in der CSSR begegnen würde, von Dr. Reinhard Döhl auf die Notwendigkeit einer Archivierung nach modernen Methoden, und von Claus Henneberg auf den Vorteil der Überschaubarkeit und Geschlossenheit, den ein solches von den Veranstaltungen "neue literatur in hof" abhängendes Archiv besitzen würde.

Gesammelt werden sollen unter diesen Gesichtspunkten im "archiv für neue literatur in hof":

1.) Bücher, Schallplatten, Tonbandaufnahmen und Rundfunkmanuskripte der während der Veranstaltungen "neue literatur in hof" aufgetretenen und in Zukunft austretenden Schriftsteller,
2.) Anthologien, Sammelwerke, Zeitschriften, Zeitungen, Kataloge und Kunstmappen, in denen diese Schriftsteller mit literarischen oder kunstkritischen Beiträgen vertreten, oder die von diesen Schriftstellern herausgegeben worden sind,
3.) Manuskripte veröffentlichter und unveröffentlichter Werke, Tagebücher, Briefe, Werke der bildenden Kunst und Autographen dieser Schriftsteller,
4.) Bücher, Zeitschriften- und Zeitungsaufsätze über diese Schriftsteller einschließlich Sammelbesprechungen und literaturhistorische Würdigungen, in denen diese Schriftsteller vorkommen,
5.) Portraitphotos von diesen Schriftstellern sowie
6.) Lebensläufe und
7.) Werbematerial der Verlage dieser Schriftsteller.
Betreut werden soll dieses Archiv in der Stadtbibliothek von deren Leiter, Dipl.Bibliothekar Paul Rother, der dabei von Fachkräften unterstützt und von Claus Henneberg beraten wird. Ständige Ausstellungen der Neuzugänge und zusammenfassende größere Ausstellungen des Archivbestandes sollen diese Sammlung der Öffentlichkeit ins Bewußtsein bringen. Auf diese Weise hofft die Stadt Hof in absehbarer Zeit ein wissenschaftlicher brauchbares und zugleich lebendiges Archiv bestimmter Strömungen innerhalb der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur unter besonderer Berücksichtigung ihrer Beziehungen zur bildenden Kunst aufzubauen.

Um diesen Plan verwirklichen zu können, möchte ich mich nun mit der Bitte an Sie wenden, der Stadt Hof

I.) eine umfassende Bibliographie sämtlicher unter den Ziffern 1, 2, 4 und 7 aufgeführten Veröffentlichungen von Ihnen und über Sie
II.) einen möglichst genauen Lebenslauf und
III.) Ihr Portraitphoto zu übersenden.
Sehr dankbar wäre ich Ihnen außerdem, wenn Sie dem Archiv
IV.) die Duplikate der über ihre Arbeit erscheinen Besprechungen (Ziffer 4) überlassen, oder diese Besprechungen dem Archiv zur Ablichtung zur Verfügung stellen würden.
Insbesondere aber möchte ich Sie herzlich bitten, das Archiv mit Manuskript-, Bücher- und Kunstmappenspenden (Ziffer 1 bis 3) zu unterstützen und ihre Verlage aufzufordern, das Archiv regelmäßig mit Freiexemplaren Ihrer Veröffentlichungen zu versehen, um die Sammlung schneller aufbauen und auf den neuesten Stadt bringen zu können.

Unberührt davon bleiben natürlich unsere eigenen Bemühungen, fehlende oder vergriffene Werke anhand ihrer Bibliographie auf dem Weg über den Buchhandel oder das Antiquariat für das Archiv zu beschaffen.

Ich danke Ihnen schon jetzt für Ihre Unterstützung beim Aufbau des "archivs für neue literatur in hof" und bin mit freundlichen Grüßen

Ihr
Hans Högn
[Oberbürgermeister]
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